Wasser: Ein Menschenrecht
Wasser ist nicht mehr nur in Dürreregionen zu einem knappen Gut geworden. Die Verschmutzung von Wasser und sein stetig steigender Verbrauch in Haushalten, Landwirtschaft und Industrie haben zu Trinkwassermangel in vielen Regionen der Welt geführt. Caritas international hat daher das Thema Wasser zu einem strategischen Schwerpunkt gemacht. Vera Schneider, zuständig für diesen neuen Arbeitsbereich, erläutert im Interview die Ansätze und die Ausrichtung ihrer Arbeit.
Welche Bedeutung hat das Thema Wasser für die Arbeit von Caritas international?
Die Katastrophenhilfe muss oft dann tätig werden, wenn es zu viel oder zu wenig Wasser gibt: bei Überschwemmungen oder bei Dürren. Darüber hinaus wird der Mangel an sauberem Trinkwasser weltweit zu einem immer größeren Problem. Allein im Jahr 2015 hat Caritas international 37 Projekte mit Wasser-Maßnahmen in 22 Ländern durchgeführt. Insgesamt wurden diese Projekte mit einem Gesamtbudget von 7,56 Millionen Euro unterstützt. Inhaltlich konzentrieren sich die Projekte auf die Arbeitsfelder Trinkwasser, Hygiene und sanitäre Grundversorgung sowie Ernährungssicherung durch beispielsweise landwirtschaftliche Bewässerung.
Mangelhafte Trinkwasserversorgung ist lebensbedrohlich. Wie kann die Caritas hier helfen?
Zunächst konzentrieren wir uns gemeinsam mit unseren Partnern auf die Verbesserung der Infrastruktur, durch Bau und Reparatur von Brunnen, von Pumpstationen, von Wasserrückhaltesystemen oder von Wasserdämmen. Dort, wo die Wasserqualität das Problem ist, können Wasseraufbereitungsanlagen installiert werden. Nicht zuletzt geht es darum, Wasser-Komitees für die langfristige Instandhaltung zu gründen sowie die Mitarbeitenden aus- und fortzubilden.
In vielen Ländern und Regionen wechseln sich Dürren und Starkregen ab. Wie kann man darauf eingehen?
Es geht darum, Wassermanagement-Systeme zu entwickeln. Wasserrückhaltebecken können Ortschaften und landwirtschaftliche Flächen vor Überflutungen schützen, das Wasser speichern und somit für die Trockenzeiten verfügbar machen. Wie das genau aussehen kann, hängt von den lokalen Gegebenheiten und Traditionen ab.
Diese Maßnahmen werden in diversen Projekten bereits umgesetzt. Welche Bedeutung hat dabei Ihr Arbeitsbereich?
Wir sammeln in unseren Projekten weltweit viel Erfahrung und haben Mitarbeitende und Partner mit viel Fachwissen. Immer wichtiger wird dabei der Erfahrungsaustausch - zwischen den Mitarbeitenden bei Caritas international, aber auch zwischen den verschiedenen Projektpartnern. Wenn beispielsweise im Kontext des Klimawandels in Regionen Dürren auftreten, die bislang davon nicht betroffen waren, hilft es den Menschen dort, Erfahrungen aus anderen Ländern und Regionen kennenzulernen und konkrete Schutzmaßnahmen anzuwenden.
Der Mangel an sauberem Wasser resultiert nicht nur aus fehlendem Niederschlag. Wie hilft Caritas international dabei, die Wasserqualität und die Hygiene zu verbessern?
Weltweit haben immer noch 663 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Schlechter noch ist es um die sanitäre Grundversorgung bestellt: Jeder Dritte - 2,4 Milliarden Menschen - hat keinen adäquaten Zugang zu Latrinen oder Toiletten. In mehr als der Hälfte aller Wasser-Projekte von Caritas international geht es daher auch um Hygiene, um Desinfektion, um den Bau von Latrinen oder um Wasseraufbereitung.
Welche Ziele verfolgen Sie in dem Arbeitsschwerpunkt?
Neben dem bereits erwähnten Austausch und dem gemeinsamen Lernen wird es immer mehr darum gehen, den Folgen des Klimawandels, der wachsenden Bevölkerung und dem damit verbundenen steigenden Bedarf und Verbrauch von Wasser zu begegnen. Dazu gehört insbesondere auch, sich gemeinsam mit den Partnern vor Ort für das Recht auf sauberes Wasser einzusetzen. Denn seit 2010 ist der Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung ein von der UN-Generalversammlung und dem UN-Menschenrechtsrat anerkanntes Menschenrecht. Dieses Recht auch durchzusetzen ist eine gewaltige Herausforderung.