Corona in Bangladesch: Die Not der Straßenkinder
Caritas kümmert sich in den Städten Dhaka und Rajshahi um Straßenkinder, versorgt sie mit Mahlzeiten, medizinischer Hilfe und einem Dach über dem Kopf. Die Bildung ist für Caritas aber der wichtigste Punkt, denn nur mit Schulbildung eröffnen sich den Kindern Alternativen zum Straßenleben.
Durch die Corona-Pandemie gibt es mehr Straßenkinder als zuvor, weil die Jobs der Eltern oftmals verloren gegangen sind und die Armut zunimmt. Den Straßenkinderzentren kommen in diesen Zeiten eine ganz besondere Verantwortung zu: Die Mitarbeitenden versuchen den Kindern bessere Zukunftschancen zu ermöglichen - gleichzeitig müssen sie vielen dabei helfen, dass sie und ihre Familien die Corona-Zeit und temporäre Lockdowns überleben können. Denn dadurch brechen den Familien oftmals die letzten Einkommensmöglichkeiten weg.
Urmi, 12 Jahre: "Ich kann meiner Familie nicht helfen!"
In Dhaka hat die Caritas drei Zentren eröffnet, die für die Kinder wichtige Anlaufpunkte sind. Hier bekommen sie warme Mahlzeiten, können sich waschen, erhalten eine medizinische Erstversorgung und einen Platz zum Schlafen. Je rund 45 bis 60 Kinder besuchen täglich eines der Zentren. Sie füllen sich besonders um die Mittagszeit schnell: "Mittags sind die meisten da, weil sie Hunger haben und wissen, dass es ein gutes Essen bei uns gibt", erzählt Chotton Obaed, Leiter eines Zentrums.
Auch Urmi kommt hier regelmäßig vorbei. Mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und drei Geschwistern lebt sie in einer Wellblechhütte. Ihr Stiefvater ist Bettler, die zwölfjährige Urmi unterstützt ihre Familie mit Müllsammeln. Doch wegen der Pandemie konnte sie kein Geld verdienen. "Ich kann meiner Familie nicht helfen!", klagt sie. Während des Lockdowns besuchte sie das Straßenkinderzentrum regelmäßig: "Sie kam täglich zu uns an die Tür und wir haben sie und ihre Familie mit dem Nötigsten versorgt. Im Zentrum waren die Kinder, die niemanden hatten. Urmi will Näherin werden. Wir unterrichten sie und arbeiten mit ihr sehr entschlossen daran, dass sie eines Tages ihren Traum verwirklichen kann", erzählt Sozialarbeiterin Liva Rozario, die das Mädchen betreut.
Urmi wird wie jedes Kind, das in ein Straßenkinderzentrum kommt, registriert und in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. "Kein Kind, das zu uns kommt, geht in die reguläre Schule", so der Leiter Obaed. Gemeinsam prüft das Team mit den Kindern, wie ein Leben abseits der Straße aussehen könnte. Sind die Kinder kooperativ, bestehen gute Chancen: "Viele können wir in staatliche Schulen einschulen, andere erhalten in Zusammenarbeit mit Caritas Bangladesch eine Ausbildung als Handwerker", erzählt Obead stolz.
Eine Zukunft für Urmi, Rafiq und viele andere
Auch der 14-jährige Rafiq kommt ins Zentrum der Caritas. Eigentlich hatte er Arbeit: "Ich habe mich hochgearbeitet vom Bettler zum Packer für Gemüse und Obst im Großhandelsviertel. Aber seit Monaten verdiene ich nichts mehr. Ohne Job muss ich hungern, es ist niemand da, der mich unterstützt", erzählt er.
"Rafiq ist ein fleißiger und geschickter junger Mann. Er unterstützt uns in unserem Zentrum, um Küchenarbeiten zu erledigen. Wir versorgen ihn im Gegenzug mit Nahrungsmitteln. Es ist unglaublich, wie ausgehungert die Kinder und Jugendlichen sind, wenn sie zu uns kommen. Rafiq hat bereits viel Leid erfahren. Hier im Zentrum findet er Menschen, die an ihn glauben und ihn unterstützen. Er will mal einen Laden für Handy-Zubehör öffnen. Wir helfen ihm dabei", berichtet Chotton Obaed, der sich für den Jungen stark macht.