Historischer Hintergrund
Seit den 70er Jahren durchlebte das Land am Mekong Jahrzehnte des Krieges, Bürgerkrieges und Völkermords. Nach dem Vietnamkrieg, in den auch Kambodscha involviert wurde, blutete die Schreckensherrschaft der Roten Khmer unter dem berüchtigten Führer Pol Pot das Land aus. Erst die Invasion vietnamesischer Militärs, die bald von UN-Friedenstruppen abgelöst wurden, beendete die Ära des Terrors. Noch immer lastet die Vergangenheit auf dem Land, das sich nur mühsam von den Folgen wirtschaftlicher Isolation und der Zerstörung des Gemeinwesens erholt.
1954 erklärte Sihanouk, der Sohn des kambodschanischen Königs Norodom, die Unabhängigkeit seines Landes von Frankreich. Er wurde Staatschef und versuchte politisch neutral zu bleiben. Im Nachbarland Vietnam herrschte zu dieser Zeit Krieg zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden. Da die kommunistisch orientierten Vietminh Nachschublager in Kambodscha eingerichtet hatten, zweifelten die Amerikaner die Neutralität der kambodschanischen Regierung an und unterstützten den Sturz des Staatschefs. Sihanouk floh nach Peking und gründete dort mit Hilfe der kommunistischen Partei Chinas eine Widerstandsgruppe, die sich mit den kambodschanischen Guerillakämpfern der Roten Khmer verbündete. 1975 eroberten die Rebellen unter ihrem Führer Pol Pot die Hauptstadt in Kambodscha, 1976 wurde Pol Pot Ministerpräsident. Er war der Auffassung, dass alle Probleme des Landes auf der ungleichen Stadt-Land-Entwicklung beruhten und durch Förderung der Bauern behoben werden könnten.
Pol Pot versteckte sich und seine Regierung hinter einer Scheinorganisation und verbreitete als Diktator, der nie in Erscheinung trat, Angst und Schrecken. Er zwang die Kambodschaner/innen, schwarze Einheitskleidung zu tragen und täglich mehr als zwölf Stunden unter schwersten Bedingungen Landarbeit zu verrichten. Durch Zwangsenteignungen und Misswirtschaft konnten "die Bauern" schon nach kurzer Zeit nicht einmal mehr den Reisbedarf des eigenen Landes decken. Es kam zu Hungersnöten. Intellektuelle und Menschen mit Behinderungen wurden als Gefahr für das System bzw. als nicht lebenswert stigmatisiert und systematisch umgebracht.
Nach Übergriffen der Roten Khmer auf vietnamesisches Gebiet, bei denen Tausende von Zivilisten und Zivilistinnen ums Leben kamen, eroberten 1978 vietnamesische Truppen die Hauptstadt und installierten einen Abtrünnigen der Roten Khmer als Regierungschef. Pol Pot zog sich in den Dschungel zurück und wurde 1997 auch als Führer der Roten Khmer gestürzt. Im Juli 1997 verurteilte ihn ein Volkstribunal der Roten Khmer zu lebenslanger Haft. Vermutlich beging er Selbstmord, als er im April 1998 erfuhr, dass er an die USA ausgeliefert werden sollte.
Erst nach seinem Tod im Jahr 1998 kam das Land einigermaßen zur Ruhe. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer hatte gut 20 Jahre gedauert und rund zwei Millionen Opfer gefordert.
Juli 2012