Libanon: Migranten und Flüchtlingen beistehen
Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien, ist der Libanon vor allem dafür bekannt, dass das Land über eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat. Bereits seit 2011 unterstützt Caritas international syrische Flüchtlinge und bedürftige libanesische Familien mit Nahrungsmittelhilfen, ärztlicher Versorgung, Bildungsangeboten und Bargeldhilfen. Eine andere Gruppe von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und oft nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, sind die vielen asiatische und afrikanische Wander- oder Gastarbeiter. Für sie ist, auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft, der Libanon ein bevorzugtes Ziel. In der Regel handelt es sich hierbei um Frauen, die als Hausangestellte bei libanesischen Familien arbeiten. Nach offiziellen Angaben des libanesischen Arbeitsministeriums wurden in 2014 insgesamt 198.445 Arbeitsgenehmigungen erteilt, davon 148.231 für weibliche Hausangestellte. Schätzungen von NGOs und betroffenen ausländischen Botschaften gehen von mehr als 200.000 weiteren illegalen Beschäftigungs-verhältnissen aus.
Willkür und Missbrauch ausgesetzt
Die Arbeitssituation, die die Angestellten in vielen Familien erleben, ist extrem schwierig: Mit den Anforderungen eines hochtechnisierten Oberschichthaushalts sind sie oft überfordert. Gutsituierte Familien, auch deren Kinder, betrachten die Angestellten häufig als ihr Eigentum und üben mitunter skrupellose Verfügungsgewalt über sie aus. Die Migrantinnen gelten als äußerst anfällig für Missbrauch und Verletzungen ihrer Menschenrechte. In vielen Fällen schränken die Arbeitgeber ihre Bewegungsfreiheit ein: Bis sie die Vermittlungsgebühr sowie Flug- und Versicherungskosten abgearbeitet haben, manchmal auch während des gesamten zwei- bis dreijährigen Vertrags, werden sie im Haus eingeschlossen. Oft wird der Reisepass entgegen geltendem Recht einbehalten. Außerdem werden Vertragsklauseln verletzt: Den Migrantinnen wird ein freier Tag in der Woche verwehrt. Sie müssen oftmals 24 Stunden am Tag über sieben Tage die Woche verfügbar sein. Oft erhalten sie ihren Lohn gar nicht, nur teilweise oder mit einigen Monaten Verspätung. Medizinische Behandlungen werden ihnen verwehrt. In den schlimmsten Fällen werden die Angestellten verbal schwer gedemütigt, körperlich oder sexuell missbraucht.
Fehlende Rechte
Die Zahlen der Migrantinnen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Die größte Gruppe der Hausangestellten stammt aus Äthiopien, gefolgt von Frauen aus Bangladesch, den Philippinen, Sri Lanka und Nepal. Viele von ihnen verfügen über keine oder nur eine geringe Schulausbildung und sprechen keine gemeinsame Sprache mit ihrem Arbeitgeber. Viele kennen ihre Rechte aufgrund fehlender Sprach- und Landeskenntnisse nicht. Einige ziehen eine unerträgliche Situation den begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten in ihrem Heimatland vor, da sie Kinder oder andere Familienangehörige in ihren Heimatländern finanziell unterstützen müssen. So ertragen sie schweigend das Leid. Andere entfliehen dem Missbrauch ihres Arbeitgebers, was meist zur Folge hat, dass sie sich illegal im Land aufhalten und riskieren, festgenommen, inhaftiert oder abgeschoben zu werden. Immer wieder werden Fälle dokumentiert, in denen Frauen Suizid verüben.
Abschiebegefängnis
Zentral inhaftiert werden sie dann in einem Abschiebegefängnis in Beirut - eine ehemalige Tiefgarage, die komplett unter der Erde liegt. Es gibt keine Fenster und keine frische Luft. Zeitweise steigt die Zahl der Insassen auf 600 bis 700 an. Bis zu 80 Frauen oder Männer sind auf einer Fläche von vier Parkplätzen eng zusammengepfercht. Sie kauern auf Matratzen und Decken am Boden. Ihre Hosen, Röcke, T-Shirts, Unterwäsche und Plastiktüten mit den wenigen Habseligkeiten, die ihnen geblieben sind, haben sie zwischen die Gitterstäbe geklemmt. Diese Käfige sind teilweise so überfüllt, dass sich die Menschen mit dem Schlafen abwechseln müssen. Caritas international unterstützt deshalb ein, von der Caritas Libanon betriebenes Frauenhaus, in dem die Migranntinnen Schutz suchen können und medizinische sowie psycho-soziale Betreuung erhalten.
Juli 2016