Burkina Faso: Mit Bargeld und Brunnen Ernährung sichern
In dem Sahelland Burkina Faso leben zahlreiche Familien als Vertriebene im eigenen Land. Der Grund sind bewaffnete Kämpfe zwischen dschihadistischen Einheiten, Militär und lokalen Wehrgruppen zur Selbstverteidigung. Die Landbevölkerung gerät zwischen diese Fronten, viele Menschen begeben sich auf die Flucht. Aktuell sind das rund einer Million Menschen, fast zehnmal mehr als noch vor eineinhalb Jahren. Ein Militärputsch, Grenzschließungen und Ausgangssperren verschäften die Lage seit Januar 2022. Knapp ein Drittel der Vertriebenen sind Kinder unter 18 Jahren. Die Ernährung von über 1,6 Millionen Menschen ist derzeit akut gefährdet.
Keine Schule - keine warme Mahlzeit
Mehr als 2.500 Schulen sind aufgrund der bewaffneten Auseinandersetzungen derzeit geschlossen - damit fällt gerade für die Kinder aus ärmeren Familien die oft einzige warme Mahlzeit weg, die sie sonst in der Schule erhalten. Die Gesundheitsversorgung ist in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen.
Nothilfe für ein tägliches Essen
Die lokale Caritas wurde sofort tätig. Sie bildet vor Ort humanitäre Helfer*innen aus und informiert das Hilfswerk der Caritas in Freiburg. Mit vereinten Kräften kann schnell und professionell geholfen werden, zumindest das täglich Nötigste zu organisieren. Seit Anfang Februar verteilen die lokalen Caritasstellen nun in drei Diözesen, in denen die Menschen nicht mehr ein noch aus wissen, Bargeld zum Kauf dringend benötigter Lebensmittel. Zudem werden sechs Brunnen restauriert. So kann die akute Ernährungskrise von knapp 10.000 Menschen in sechs Gemeinden überbrückt werden: in Bourzanga und Kongoussi (Diözese Ouahigouya), in Kiemabra und Tougan (Diözese Dédougou) und in den Gemeinde Matiacoali und Gayéri (Diözese Fada N’Gourma).
Vertriebene und Gastfamilien in Burkina Faso erhalten Nahrungsmittel und Bargeld. Nur so werden sie in die Lage versetzt, die Ernährungskrise während der Coronazeit unbeschadet zu überstehen. OCADES / Caritas Burkina Faso
Die Corona Pandemie verstärkt die Krise
Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie wurden die Grenzen geschlossen, damit haben sich die Preise für Lebensmittel verteuert. Zum anderen sind die Verkaufspreise für Vieh um rund ein Drittel gefallen. Der Verkauf eigener Haustiere wie Rinder und Ziegen, die sonst der Landbevölkerung als Notfallkasse in Krisenzeiten dienen, ist damit kaum mehr möglich. Viele Bauern und Bäuerinnen haben keinen Zugang zu ihren Feldern, daher ist die Versorgung aus dem eigenen Anbau auch längerfristig gefährdet. Die kommende Ernte wird sehr knapp ausfallen.
Wenn Nachbarn Nachbarn helfen
Ein Großteil der intern Vertriebenen wurde von Gastfamilien aufgenommen, die Bereitschaft gegenseitiger Hilfe ist groß. Doch auch deren Versorgung mit Nahrungsmitteln ist stark gefährdet, da viele Gastfamilien von der angespannten Versorgungslage genauso betroffen sind. Die Trinkwasserversorgung und die hygienischen Bedingungen in den provisorischen Unterkünften gefährden die Gesundheit aller. Daher sind Hygienesets mit Seife, Eimern, Schüsseln, Bechern und Töpfen, die die Caritas verteilt, ein ganz große Hilfe für die Familien, um sich selber versorgen und schützen zu können.
Das Nothilfeprojekt in Burkina Faso wird mit 400.000 Euro von der Erzdiözese Freiburg unterstützt. Es konnte dank der tatkräftigen Unterstützung der Osypka- und der Redelstiftung auf den Weg gebracht werden.
Spenden für "Binnenvertriebene weltweit"
Unsere Partner
Die Caritas Burkina Faso, Partner von Caritas international, koordiniert die Hilfe im Auftrag der burkinischen Bischofskonferenz. Die drei Caritasorganisationen sind in den Gemeinden gut verortet und genießen das Vertrauen der Bevölkerung.
An einem Gemeindezentrum im Norden des Landes verteilt die Caritas Nahrungsmittel und Bargeld an Vertriebene und Gastfamilien. Auch Hygienesets mit Seife, Eimer, Schüsseln, Bechern, Töpfen sind für die Familie eine große Hilfe. Ohne diese Hilfen wissen sie nicht, wie sie die kommenden Monate an eine Mahlzeit kommen können. OCADES / Caritas Burkina Faso
Die Wirkung in Zahlen
- 900 Familien können dank Bargeldüberweisungen ihren Bedarf an Grundnahrungsmitteln decken
- Die Instandsetzung von 6 Bohrlöchern sichert 430 Familien den Zugang zu Trinkwasser
- 750 intern vertriebene Haushalte erhalten HygieneSets (Seife, Eimer, Schüsseln, Becher, Töpfe)
Zur Situation
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ruft Ende Janaur 2021 dazu auf, die Gewalt in der Sahelzone zu beenden. Mittlerweile wurden bereits mehr als zwei Millionen Menschen innerhalb der Grenzen ihrer Länder vertrieben. In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv. Einige stehen den Terrorgruppen Islamischer Staat oder Boko Haram nahe.
Seit 2019 hat die Regierung von Burkina Faso die Kontrolle über den Norden und Osten des Landes weitgehend verloren, Dschihadisten verüben immer wieder Angriffe und Anschläge. Und seither hat sich auch in Burkina Faso die humanitäre Lage und die Sicherheitssituation dramatisch verschlechtert. Inzwischen sind 1,65 Millionen Menschen von einer Ernährungskrise betroffen.
Vor allem in den nördlichen und östlichen Regionen in den Grenzgebieten zu Mali und Niger konnten extremistische bewaffnete Gruppen ihre Präsenz ausbauen. Zahlreiche Angriffe sowohl gegen das Militär als auch gegen Zivilisten erschweren das normale Leben und die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen.
Ethnische und teils auch religiöse Zugehörigkeiten werden durch die Gewaltakteure, die an der Auseinandersetzung beteiligt sind, als Vorwand genommen, um die eigene Agenda gewaltförmig durchzusetzen. Von allen Akteuren (dschihadistisch-terroristischen Gruppierungen, so genannten Selbstverteidigungsgruppen und dem Militär) wurden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.