Mosambik: Wiederaufbau nach Idai
„Wir müssen in die Zukunft schauen“
Erzbischof Claudio Zuanna über die Lage in MosambikCaroline Brennan
Ruin und Wiederaufbau
Am nächsten Sonntag werde ich in einer völlig zerstörten Kirche die Messe zelebrieren – all ihre Wände sind eingestürzt. Es war die größte Kirche, die wir in der ganzen Diözese hatten, sie lag direkt am Meer.
Wir können nicht nur weinen über unsere eingestürzte Kirche in Beira, sondern wir müssen in die Zukunft schauen, in der wir vielleicht eine neue Kirche haben – nicht nur eine aus Stein und Mörtel, sondern auch im übertragenen Sinn eine aus Menschen und der Gemeinschaft, an der sie teilhaben. Wir sind jetzt in einer sehr bedrückenden Situation. Die Menschen haben schwer zu kämpfen. Viele haben ihre Häuser verloren und müssen im Freien leben. Viele andere sind ums Leben gekommen.
Die Kirche zum Wohl der Menschen nutzen
Die erste Katastrophe, die über uns hereinbrach, war der Zyklon Idai. Am darauf folgenden Montag kam das Hochwasser. Wegen der schweren Regenfälle in Zimbabwe wurde dort ein Damm geöffnet und das führte zu Überschwemmungen in unserer Region – einer ländlichen Gegend, in der es keine großen Straßen gibt, einem fruchtbaren Stück Land nahe am Fluss. Viele Leute werden vermisst. Das also ist die zweite Katastrophe. Und ich muss sagen: Wir wissen noch nicht, wie viele Menschen in dieser Region umkamen.
Im letzten Jahr besuchte ich eine dieser Gegenden, zuerst fuhren wir mit dem Auto, dann mit einem Kanu auf dem Fluss. Und am anderen Ufer ging es per Motorrad weiter, das wir für den Rest der Strecke nutzten. Als ich ankam, riefen die Menschen: 'Sie sind der erste offizielle Besuch bei uns. Noch nie kam irgendein Vertreter einer Behörde, irgendein Beamter oder Repräsentant hierher.' Diese Gegend befindet sich jetzt in einer besonders schwierigen Lage.
Was die Menschen jetzt brauchen
Was die Menschen am dringendsten brauchen sind Lebensmittel und Trinkwasser. Letzte Woche teilten sie uns mit: „Wir haben Hunger. Wir brauchen etwas zu essen.“ Es fehlt auch an sanitären Anlagen. Und bald muss man sich um Unterkünfte für die Menschen kümmern, damit sie wieder ein Dach über dem Kopf haben.
Aber inmitten all dieser Verwüstung muss man sich auch Gedanken machen, wie hier wiederaufgebaut werden soll: Soll alles so sein wie vorher oder wollen wir Häuser bauen, die besser sind als die vorherigen? Dann gilt es, Saatgut zu verteilen und den Menschen zu helfen, das Land wieder neu zu bepflanzen. Es gilt, Brunnen zu bohren, damit die Menschen Zugang zu sauberem Wasser in der Nähe ihrer Wohnungen haben. Es gilt Schulen und Marktplätze wieder aufzubauen. Oder die Zufahrtswege instandzusetzen, damit diese ländlichen Regionen wieder begehbar sind - so können wir das Leben der Menschen hier wirklich verbessern.
Aufgezeichnet von Caroline Brennan. Übersetzung: Stefan Teplan