Mosambik: Wiederaufbau nach Idai
Die Katastrophe nach der Katastrophe
Antonio Manjozu steht vor den Trümmern seines Hauses. Idai zerstörte so gut wie alles, was seine Familie besaß. Foto: Andreas Scheibenreif / Caritas international
Die Erinnerungen an den Zyklon und die bangen Tage danach sind den Betroffenen des Sturms noch immer ins Gesicht geschrieben. So auch Antonio Manjozu, von Beruf Koch in einer Schule in Estaquinha und Vater von vier Kindern. Als der Regen nicht nachließ und Antonio merkte, dass sein Haus den Wassermassen nicht mehr lange standhalten würde, entschloss er sich, mit seiner Familie zur etwa einen Kilometer entfernten Schule zu fliehen. Doch das Wasser stieg zu schnell, die Familie merkte, dass sie es nicht schaffen würde. Ein alter, großgewachsener Mangobaum trotzte den Fluten und bot die einzige Überlebenschance. Antonio rettete sich und seine Kinder auf den Baum und half auch zwei weiteren Familien dabei, den Baumstamm hochzuklettern. Nass und erschöpft blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten, bis das Wasser zurückging. Es sollte drei volle Tage dauern. Drei Tage ohne irgendetwas zu essen.
Nothilfe weiterhin nötig – doch was dann?
Mittlerweile lebt die Familie in einer Kirche, die zur Sammelunterkunft umfunktioniert wurde. Hier wird sie momentan mit Nahrungsmitteln versorgt. Doch wie lange kann das so weitergehen? Was tun, wenn die internationale Aufmerksamkeit und damit auch viele internationale Helferinnen und Helfer verschwinden? Eine halbe Million Bauern haben ihre Felder und damit die Lebensgrundlage ihrer Familien verloren. Über 700.000 Hektar Ackerland sind zerstört. 2019 wird kaum mit Ernte zu rechnen sein. Zudem wurden viele Vorräte und das meiste Saatgut vernichtet. Auch die Mission Estaquinha, in deren Schule Antonio Manjozu arbeitet, besaß Anbauflächen für Gemüse: 48 Hektar Mais und 13 Hektar Bohnen, zudem diverse landwirtschaftliche Geräte. Doch Idai ließ nichts davon übrig.
Luis Maitiguere wohnt ebenfalls in der Sammelunterkunft der Kirche, in der auch Antonio Manjozu und seine Familie Zuflucht fanden. Er hatte sich auf das Wellblechdach eines massiver gebauten Häuschens auf seinem Grundstück geflüchtet, als ihm das Wasser buchstäblich bis zum Halse stand. Vier Tage kauerte er auf dem Hausdach und wartete auf seine Rettung. Anbaufläche hatte er keine, erzählt er, aber all seine Tiere sind in den Fluten ertrunken, von ein paar Hühnern abgesehen. Sein Haus und sein Besitz sind zerstört. Wie soll es für ihn weitergehen?
Caritas-Mitarbeiter inspizieren ein zerstörtes Maisfeld. Mehr als 700.000 Hektar Ackerland wurden zerstört - die Größe entspricht etwa der Hälfte von Schleswig-Holstein.Foto: Caritas international
Die Caritas bleibt in Mosambik
Die Caritas arbeitet bereits seit vielen Jahren in Mosambik mit verschiedenen lokalen Partnerorganisationen zusammen. Und so wird es auch dann noch sein, wenn die meisten Menschen hierzulande längst vergessen haben, welch fürchterliche Katastrophe im März 2019 über die Bewohner des Landes hereinbrach. Um eine drohende Hungersnot - und damit die Katastrophe nach der Katastrophe – zu verhindern, wird die Unterstützung der Kleinbauern ein Schwerpunkt der Hilfen in den nächsten Wochen und Monaten werden. Denn erst, wenn die Menschen wieder ihre Felder bewirtschaften können, werden sie langfristig von Nahrungsmittelhilfen unabhängig. Auch der Wiederaufbau der zerstörten Häuser wird noch lange Zeit in Anspruch nehmen.
Ingo Steidl, April 2019