Südsudan: Ernährungssicherheit und Covid-19-Prävention
Der Südsudan ist weltweit der jüngste Staat und Schauplatz einer der größten humanitären Krisen. Im Zuge des Bürgerkriegs zwischen 2013 und 2018 starben über 400.000 Menschen und mehr als vier Millionen Menschen sind immer noch auf der Flucht - ein Drittel der gesamten Bevölkerung.
1,5 Millionen von ihnen sind Vertriebene im eigenen Land (Mai 2021), sogenannte Binnenvertriebene (englisch: Internally Displaced People, kurz: IDP). Ihr humanitärer Schutzbedarf ist enorm, da ihnen nicht die gleichen Rechte wie Flüchtlingen im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention zu stehen. Sie leben vorwiegend in provisorischen Camps und sind vom Wohlwollen ihres Heimatstaates abhängig.
Symbolbild: Binnenvertriebene leben häufig in provisorischen Camps wie diese Mutter mit ihrem Kind im Vertriebenenlager naher der Stadt Juba.Matthieu Alexandre / Caritas Internationalis
Menschen von akuter Hungerskrise und Covid-19 bedroht
Durch den Bürgerkrieg konnten viele Südsudaneserinnen und Südsudanesen ihre Felder nicht bestellen. Ein Grund dafür, dass heute insgesamt sechs Millionen Menschen im Land von einer akuten Hungerkrise bedroht sind. Selbst wenn der wiederaufgenommene Friedensprozess erfolgreich sein sollte, wird es lange Zeit dauern, bis sich die meisten Menschen erneut eine ausreichende Lebensgrundlage aufbauen können. Die Kampfhandlungen sind jedoch nicht der einzige Auslöser für die bestehende Hungersnot. Zuerst zerstörte eine Dürre im Sommer 2019 große Teile der Ernten. Darauf folgte nur wenige Monate später eine heftige Flut, als außergewöhnlich starke Regenfälle auf die ausgedörrte und zerrissene Erde trafen.
Nun trifft die weltweite Corona-Pandemie auf das ohnehin geschwächte Land. Nur knapp 16 Prozent der Gesamtbevölkerung haben die Möglichkeit, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Für Binnenvertriebene kommt neben den schlechten Hygienebedingungen und der nicht vorhandenen medizinischen Infrastruktur die Enge der Camps hinzu. Tausende mit demselben Schicksal leben dicht an dicht - Abstand halten ist für sie unmöglich.
Hilfe durch Lebensmittelpakete, Brunnen und Hygiene-Schulungen
Caritas international, das Hilfswerk der Deutschen Caritas, steht der notleidenden Bevölkerung zusammen mit ihrem langjährigen Partner Africa Development Aid (ADA) zur Seite. Das gemeinsame Hilfsprojekt konzentriert sich auf die Unterstützung von lokal ansässigen Familien, Binnenvertriebenen und aus dem Sudan zurückkehrenden Flüchtlingen in den Regionen Nasir und Fangak. Über drei Monate hinweg bekommen dort 2.000 Haushalte monatlich ein reichhaltiges Lebensmittelpaket unter anderem bestehend aus 50 Kilogramm Mehl, 10 Kilogramm Linsen und fünf Liter Speiseöl.
Symbolbild: Die Instandsetzung der Brunnen ist für die Bevölkerung lebensnotwendig.Caritas Internationalis
Darüber hinaus werden in Fangak County zehn zerstörte Brunnen wieder aufgebaut. Damit diese über eine lange Zeit die dort lebenden Menschen mit Wasser versorgen, bildet ADA vor Ort zusätzlich 50 Brunnenmechaniker aus und stellt ihnen Reparatur-Sets zur Verfügung. Durch die reparierten Brunnen können außerdem Möglichkeiten zum Händewaschen geschaffen werden. Bei den sogenannte "Tippy Tabs" handelt es sich um aufgehängte Wasserkanister, die per Fuß-Pedal gekippt werden können und damit einen selbst kontrollierbaren Wasserfluss erlauben. Diese Handwaschstationen sind beim Schutz vor einer Ansteckung mit Covid-19 essentiell. Darüber hinaus werden die lokalen Gemeinschaften mittels Infomaterialien, Lautsprecheransagen und Gruppentreffen über das Coronavirus und Vorbeugemaßnahmen aufgeklärt. Die Gruppentreffen werden von insgesamt 50 extra dafür ausgebildeten Hygiene-Trainern durchgeführt.