Südsudan: Hilfe für die Leidtragenden von Dürre und Krieg
Seit Juli 2011 ist der Südsudan unabhängig, und seither befinden sich Dreiviertel der sudanesischen Ölfelder im Südsudan. Die Infrastruktur und die Pipelines für den Transport des schwarzen Goldes liegen allerdings im Sudan - also im nördlichen Teil des Landes. In alle Welt verschifft wird das Öl von der sudanesischen Hafenstadt Bur Sudan am Roten Meer.
Schon im März 2012 wurde deutlich, dass sich die Länder weder über die Verteilung der Einnahmen aus dem Öl, noch über die Transitgebühren einigen konnten. Kurzerhand konfiszierte Karthum einen Teil der Ölproduktion aus dem Süden als Entschädigung für unbezahlte Transitgebühren. Daraufhin drehte der Südsudan im Januar 2012 die Hähne zu. Die Exportverluste trafen alle hart. Immerhin finanzierte das Ölgeschäft den südsudanesischen Staatshausalt mit 400 Millionen Dollar im Monat, die Exportausfälle waren somit ein harter Schlag.
In Äthiopien wurde im September 2012 zwischen dem sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir und seinem südsudanesischen Amtskollegen Salva Kiir eine erste Vereinbarung getroffen: Der Süden stimmte der Zahlung von Transitgebühren für die Öltransporte grundsätzlich zu. Denn die Einnahmen durch das Öl machen 98 Prozent des gesamten südsudanesischen Staatshaushaltes aus - eine unverzichtbare Größe. Von dem Geld hängt viel ab, die Entwicklung einer sozialen Struktur ebenso wie die Konsolidierung des Friedens.
Umkämpfte Grenzregion
Ein großer Teil der Ölfelder liegt im Grenzgebiet zwischen Nord und Süd in der Region Abyei. Über diese Provinz wurde zwar mithilfe des ehemaligen Südafrikanischen Präsidenten Mbeki und überwacht von äthiopischen UN Soldaten ein weitgehender Waffenstillstand ermöglicht, allerdings ist die Region nach wie vor umkämpft. Khartum beschuldigte jüngst wieder die Regierung im Süden, mit Rebellen zu sympathisieren, die in Khartum separatistische Kämpfe führen. Die unruhigen Regionen Darfur und Abyei werden gerne in einem Atemzug genannt.
Im März 2013 zeichnete sich eine positive Wende ab: Beide Länder kamen überein, die Grenze zu entmilitarisieren und die Ölproduktion wieder aufzunehmen. Äthiopische Blauhelmsoldaten verwalten eine inzwischen eingerichtete entmilitarisierte Zone. Erneut wendete sich das Blatt, als im Juni 2013 Khartum die Vereinbarungen auflöste und Juba der Unterstützung jener Rebellen beschuldigte, die in Südkordofan gegen die sudanesische Armee kämpfen.
Am meisten leidet die Bevölkerung in Abyei unter der gewaltsamen Austragung von politischen und ideologischen Konflikten im Kampf um die Kontrolle des schwarzen Goldes. Zugleich wurde der Konflikt stark aufgeladen von ethnischen Konflikten zwischen den Dinka (die sich als Zugehörige des Südsudan sehen) und Misseriya (arabische Nomaden, die die Region zum Sudan zählen). Im März 2018 schlossen sie einen Friedensvertrag. Die Friedensmission der Vereinten Nationen (UNISFA) ist bemüht, für die 165.000 Menschen in der Region den Frieden zu stabilisieren.