Bangladesch: Nothilfe für die Rohingya
Jedes Jahr beginnt in Bangladesch im Juni die Regenzeit. Dann regnet es dort ungefähr so viel, wie in Deutschland innerhalb eines ganzen Jahres. Besonders betroffen davon ist das größte Flüchtlingslager der Welt in Cox´s Bazar, denn die provisorischen Unterkünfte der geflüchteten Rohingya halten Regen und Schlamm oftmals nicht stand. Anfang Juli wurden durch die Wassermassen bereits über 3.400 Häuser zerstört, zwei Menschen verloren ihr Leben und etwa 2.700 Flüchtlinge müssen erneut umsiedeln.
Es steht zu befürchten, dass sich die Lage der Rohingya über die Sommermonate weiter zuspitzen wird und viele improvisierte Unterkünfte aus einfachen Zeltplanen einfach weggespült werden.
Für die geflohenen Rohingya in Bangladesch erschwert die Regenzeit die Situation zusätzlich.Foto: Caritas Internationalis / Tommy Trenchar
"Das Kernproblem ist, dass von der Regierung viel zu viele Menschen auf dem völlig falschen Platz angesiedelt worden sind", beschreibt Asien-Experte Peter Seidel von Caritas international die Lage. Es sei in dem Gebiet, das zu Beginn der Flüchtlingskrise zur Verfügung gestellt worden sei, während des Monsun deshalb kaum möglich, die Menschen angemessen zu schützen. Zumal die Regierung von Bangladesch aus Angst vor einer dauerhaften Ansiedlung der Geflüchteten den Bau von wirklich wetterfesten Unterkünften unterbindet. "Die Lage für die Rohingyah ist perspektivlos: Nach Myanmar können sie aufgrund der Verfolgung durch die Regierung von Myanmar nicht zurück, in Bangladesch dürfen sie nicht frei siedeln und arbeiten", so Peter Seidel.
Eine Kettenreaktion mit verheerenden Folgen
Immer noch leben die Flüchtlinge überwiegend in provisorischen Behausungen aus Bambus und Plastikplanen, die auf lehmigen Hügeln liegen. Feste Straßen gibt es fast keine. Die Überschwemmungen könnten nicht nur Hütten unter Wasser setzen und zu Erdrutschen führen, sondern eine ganze Reihe von Ereignissen auslösen: Sanitäranlagen könnten bei fehlender Vorbereitung überflutet und Krankheitserreger ins Grundwasser gespült werden. Damit droht erneut der Ausbruch von Seuchen wie Cholera.
So können Sie den Rohingya helfen:
- Psychologische Hilfe für traumatisierte Kinder: 100 € spenden
- Ein regen- und sturmsichereres Zuhause für eine Familie: 120 € spenden
Caritas setzt die Anstrengungen fort
Um die Lager trotz aller Restriktionen so gut wie möglich gegen den Monsun zu wappnen, setzt Caritas ihre Anstrengungen unvermindert fort. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes sind in den Lagern unter anderem Drainagen gelegt worden, um die Wassermassen geordnet abfließen lassen zu können. Wege wurden befestigt und hunderte Notbehausungen mit Bodenverankerungen zusätzlich gesichert. Besonders gefährdete, hügelige Bereiche sind bereits vor Monaten vom UNHCR planiert worden, um Erdrutsche zu vermeiden.
Beispiel für eine Bauweise - Das Caritas-Modelldorf für Rohingya-Flüchtlinge in Cox´s Bazar. .Foto: Fabian Berg
Das Gelände wurde terrassiert und befestigt und kann somit besser dem Monsun standhalten. "Die Anstrengungen, die im Lager unternommen werden, sind beeindruckend", erklärt Peter Seidel von. "Aber 900.000 Menschen zu versorgen, ist eine kaum zu meisternde Herausforderung. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit", berichtet Seidel.
"Lediglich in den Abflussrinnen konnten wir eine ganz dünne Zementschicht auftragen, sonst würde das Abwasser sofort im Sand versickern," erklärt Dabaraj Dey, Leiter der sanitären Anlagen der Caritas Bangladesch. Foto: CRS
Die Caritas beschäftigt über tausend Baukräfte und bezieht die Rohingya, die diese Hütten einmal bewohnen sollen, gegen Bezahlung in die Arbeiten mit ein. Durch die so genannten Cash-for-Work Programme wird den Camp-Bewohnern gleichzeitig ein Einkommen ermöglicht und ein "Lagerkoller" durch untätiges Herumsitzen verhindert.
Langfristige Unterstützung für die Rohingya
"Es ist mir egal, wie ich hier in Bangladesch leben muss", sagt die 25-jährige Julekai Begum. "Ich würde sogar betteln gehen. Hauptsache, ich darf endlich in einem friedlichen Land sein." Wie es mit den Rohingya weitergehen wird, ob sie jemals wieder in ihre Heimat, aus der sie vertrieben wurde, zurückgeführt werden und ihnen dort ein Leben in Frieden und Sicherheit ermöglicht wird oder ob sie noch viele Jahre im Camp bleiben müssen, ist nicht sicher. Eines steht auf jeden Fall fest: Solange sie in Bangladesch sind, wird die Caritas ständig an ihrer Seite bleiben und ihnen dort das ermöglichen, was sie in ihrer Heimat noch nie hatten: ein Leben in Würde und ohne die tägliche Sorge um das Überleben.
Juli 2019