Indien: Nothilfe nach Zyklon Fani
Der Zyklon kam mit der befürchteten Wucht: Am 3. Mai fegte er mit 200 Kilometern pro Stunden übers Land, brachte extremen Regen und Überschwemmungen. Damit ist Fani der stärkste Wirbelsturm seit zwanzig Jahren in Indien. Damals kamen mehr als 10.000 Menschen ums Leben, manche Quellen sprechen sogar von 30.000. Dass dieses Mal nur 41 Opfer zu beklagen waren, liegt vor allem an der über Jahre hinweg optimierten Katastrophenvorsorge. „Nie zuvor gab es in dieser Region so frühzeitig Warnungen, so umfangreiche Evakuierungen und so effektiven Schutz vor dem Sturm“, sagt Indien-Experte Peter Seidel von Caritas international.
Der Wirbelsturm Fani hinterlässt mehr als eine halbe Million zerstörte Häuser und Hütten.Caritas India
In den zurückliegenden Jahren hat die Caritas in Indien und Bangladesch zahlreiche Projekte zur Katastrophenvorsorge initiiert. Unter anderem entstanden 254 sturmfeste Gebäude zum Schutz von 200.000 Menschen. Zudem wurden Risiko- und Evakuierungspläne mit den Dorfgemeinschaften erarbeitet und Freiwilligen-Teams zusammengestellt.
Zyklon Fani hat die Infrastruktur im ostindischen Bundesstaat Odisha fast vollständig zerstört. Vor allem in den Slums müssen die Menschen von vorne anfangen. Von ihren Hütten und den darin aufbewahrten Habseligkeiten ist nicht mehr viel übrig geblieben. Foto: Caritas international
Nothilfe für besonders benachteiligte Familien
Jetzt stehen die Helferinnen und Helfer vor einer neuen Herausforderung: Die Zerstörungen, die Fani hinterlassen hat, sind enorm. Offizielle Stellen melden eine halbe Million zerstörte oder unbewohnbare Häuser und Hütten. Die Infrastruktur ist zusammengebrochen, Strom und Telefon sind nicht verfügbar, viele Dörfer durch umgestürzte Bäume und überflutete Straßen von der Außenwelt abgeschnitten. Mehr als 200.000 Einwohner der Stadt Puri mussten ohne sauberes Trinkwasser auskommen. Die Kosten für die Instandsetzung schätzt die Regierung auf eine dreistellige Millionensumme.
Die Plastikplanen dienen als vorübergehender Schutz vor Regen. Mittelfristig will die Caritas zusammen mit den kastenlosen Dalits sturmsichere Häuser bauen.Caritas India
Die Hilfe der Caritas konzentriert sich in den Städten Puri, Khurda und Jagatsinghpur auf die Gruppe der Dalits, die keiner Kaste angehören. Sie werden häufig diskriminiert und fallen selbst bei der staatlichen Unterstützung oft durchs Raster. „Der Verlust ihrer Habseligkeiten trifft die Ärmsten der Armen existenziell. Weil die Äcker überflutet sind, können sie sich nicht mehr selbst versorgen und sind auf Hilfe angewiesen“, erklärt Peter Seidel.
Die indischen Caritasverbände verteilen tausende Nothilfepakete in den betroffenen Regionen. Diese enthalten neben Lebensmitteln auch Chlortabletten, um das Wasser zu reinigen, sowie Planen, die als provisorischer Regenschutz dienen. Solarlampen sollen den Menschen Licht und Sicherheit für die Nacht bringen. Organisiert werden die Verteilungen von Teams der Caritas, die bereits vor dem Zyklon in Puri, Balasore und Kalkutta stationiert worden waren.
Modellprojekt zum Wiederaufbau mit sturmsicheren Häusern
Zu den Sofortmaßnahmen gehört auch die Verteilung von Blechen, Werkzeug und anderem Baumaterial, damit 200 Familien in Odisha ihre beschädigten Häuser wasserdicht bekommen, bevor der Monsun im Juli einsetzt. Hundert Jugendliche bekommen einen Crashkurs im Hausbau. Mittelfristig will die Caritas einfache, aber sturmsichere Häuser in einer Modellsiedlung aufbauen. Erste Gespräche mit Architekten laufen bereits. Ähnlich wie im Flüchtlingslager der Rohingya in Bangladesch würde dieses Projekt den besonders benachteiligten Menschen nicht nur ein sicheres Dach über dem Kopf bringen, sondern auch Arbeit und berufliches Know-how.
Unterstützen Sie die betroffenen Männer, Frauen und Kinder mit Ihrer Spende!
18. Mai 2019