Das Schutzhaus ist immer über 100 Prozent ausgelastet. Foto: Caritas international / Holger Vieth
Die zehnjährige Silvia wurde jahrelang von ihrem Vater vergewaltigt, während die Mutter auf dem Markt Gemüse verkaufte. Das Mädchen hatte Angst, sich der Mutter anzuvertrauen. Zudem wusste sie von anderen sexuellen Übergriffen in ihrem Dorf.
"Uns wird sehr häufig von gewalttätigen Übergriffen berichtet, von Misshandlungen an Frauen und Kindern. Und über häusliche Gewalt.", erklärt Heny Hungan. Sie ist Mitarbeiterin bei TrukF, der Partnerorganisation von Caritas international auf Flores, und zuständig für die rechtliche und medizinische Unterstützung der Opfer.
Programm gegen Menschenhandel und Gewalt
Seit 2000 ist TrukF auf Flores aktiv im Kampf gegen Gewalt und Menschenhandel. Ein ganzes Maßnahmenprogramm ist in Zusammenarbeit mit der Organisation entstanden, die vorrangig Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt schützt und versorgt, die Bevölkerung und Behörden zum Thema Menschenhandel sensibilisiert und Lobbyarbeit wie auch Aufklärung zu HIV/Aids betreibt.
Schwester Eustochia, Direktorin von TrukF.Foto: Caritas international / Holger Vieth
Frauen und Kinder, die Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt wurden, erhalten über TrukF eine medizinische, psychologische und juristische Betreuung. Bei der medizinischen Versorgung arbeitet die Organisation mit Ärzten und Krankenhäusern zusammen. Selbst unterhält TrukF ein Frauenhaus, in dem bis zu 30 Betroffene untergebracht werden können. Um den Frauen den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen, können sie im Frauenhaus Ausbildungskurse zur Köchin und Näherin absolvieren. In der juristischen Beratung der Opfer kooperiert TrukF eng mit Anwältinnen und Anwälten, der Polizei und Staatsanwaltschaft und ist während der Gerichtsverhandlungen anwesend. Wenn möglich, unterstützt und begleitet TrukF Familienzusammenführungen.
Mit Strafverfolgungsbehörden und der Polizei werden Workshops zu Kinder- und Jugendschutz, Menschen- und Frauenhandel durchgeführt. TrukF geht aber noch einen Schritt weiter und setzt sich für die Schaffung lokaler Gesetze ein, die Frauen und Mädchen, die unfreiwillig in Nachtclubs und Bars arbeiten, speziell schützt. Gemeinsam mit der Bezirksregierung und den Behörden wird daran gearbeitet, dass sich die Dienstleistungen für Opfer von Menschenhandel und Gewalt verbessern.
Aufklärung zu HIV/Aids
Um die Verbreitung von HIV/Aids einzudämmen und die Bevölkerung zum Thema Gewalt zu sensibilisieren, werden umfangreiche Radio- und Plakatkampagnen durchgeführt. An den Schulen erhalten Kinder und Jugendliche Aufklärung zu Sexualkunde und der Übertragung von Geschlechtskrankheiten. Ebenso finden Trainings für das Lehrpersonal zu sexueller Gewalt, reproduktiver Gesundheit und HIV/Aids statt.
Zur Situation
Die Provinz Nusa Tenggara Timur mit der Insel Flores im Osten Indonesiens ist eine strukturschwache Region. Mangelnde Perspektiven und Armut bilden den Nährboden für Gewalt, Menschenhandel und Arbeitsmigration. So werden Mädchen und junge Frauen unter Vortäuschung falscher Tatsachen nach Flores gelockt, wo sie in Diskotheken und Bars arbeiten, dort Prostitution und sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Auch häusliche Gewalt ist sehr verbreitet. Laut Statistiken des Bezirks Sikka auf Flores gehören häusliche und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Frauen zu den häufigsten Verbrechen. TrukF, als langjähriger Partner von Caritas international, verzeichnete innerhalb von zwei Jahren 567 derartige Fälle. Durch Prostitution, Arbeitsmigration und mangelnde Aufklärung verbreiten sich rasant Krankheiten wie HIV/Aids: Oft sind es dann die Arbeitsmigranten, die den Virus einschleppen und Zuhause unbewusst an ihre Frauen weitergeben.
März 2018