Rund 40 Behindertenorganisationen sind in das Projekt involviert.Foto: Caritas Indonesien
Caritas will mit diesem Projekt in Indonesien Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern und sie zugleich in die Gesellschaft integrieren und für ein Umdenken der Öffentlichkeit sorgen. Dabei konzentriert sich die Hilfsorganisation auf sieben Bezirke in Zentraljava.
In der Provinz wurde beispielsweise 2016 von der Regierung ein nationaler Aktionsplan über Menschenrechte und Behinderung verabschiedet. Pusat Pengembangan RBM beobachtet die Umsetzung des Plans im Projektgebiet. Ebenfalls in den Bezirken wurden Rechtshilfeteams gegründet, bei denen Betroffene und Angehörige Rechtsberatung in Anspruch nehmen können. Die Teams leisten Lobbyarbeit bei Behörden und in der breiten Öffentlichkeit.
Auch im Gesundheitsbereich wurde schon viel erreicht: So konnte für viele Betroffene erstmals eine Krankenversicherung abgeschlossen werden, andere wurden bei der Sozialversicherung angemeldet. Örtliche Gesundheitszentren und Kliniken erhielten Rampen, behindertengerechte Toiletten, Lesehilfen und Rollstühle, das Personal nahm an Weiterbildungen teil und neu sind häusliche Krankenpflege und Physiotherapien im Angebot.
Eigene Interessen vertreten
Für die eigenen Rechte eintreten: "Ich bin gleich", sagen diese gehörlosen Menschen bei einer Demonstration.Foto: Caritas Indonesien
Einen großen Stellenwert nehmen die Selbsthilfegruppen ein, in denen die Mitglieder ihre Interessen besser vertreten können. Die Selbsthilfegruppen erarbeiten Verdienstmöglichkeiten: So finden Kurse in Kunsthandwerk oder zur Herstellung pflanzlicher Heilmittel statt. All das sind Möglichkeiten, bei denen die Menschen einer Arbeit nachgehen und ein kleines Einkommen generieren können. Sie integrieren sich auf Gemeindeebene und wirken an der Dorfentwicklung aktiv mit, damit ihre Interessen und Bedürfnisse nicht vergessen gehen.
Die Gruppen engagieren sich ebenso in der Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam entstand ein Videoclip zum Thema „Inklusive Gesellschaft“, ein Forum wurde auf die Beine gestellt und die Mitglieder sind an entsprechenden Kongressen, Seminaren und Feierlichkeiten vertreten, machen auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt.
Zur Situation
Laut dem indonesischen Ministerium für Soziales sind rund 2,45 Prozent der Bevölkerung Indonesiens von Behinderungen betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht dagegen von rund 15 Prozent aus. Das staatliche Engagement für Menschen mit Behinderung ist gering. Vielerorts gibt es keinen Zugang zu Bildung, angemessener Arbeit, öffentlichen Dienstleistungen oder Gebäuden. Fördermöglichkeiten sind rar, nur ein kleiner Teil der Betroffenen ist im Besitz einer Krankenversicherung. Viele von ihnen wohnen in ländlichen Regionen und kämpfen mit Stigmatisierung und Ausgrenzung. Die Kinder und Jugendlichen gehen nur kurz oder gar nicht in die Schule und eine berufliche Ausbildung bleibt ihnen oft verwehrt. 2011 hatte die indonesische Regierung die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ratifiziert, Anfang 2016 wurde eine neue Gesetzgebung verabschiedet, die Menschen mit Behinderung einen besseren Schutz und Gleichstellung gewährleistet. Die umgesetzten Maßnahmen sind jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Februar 2018