Der 2009 offiziell beendete Bürgerkrieg prägt bis heute den Alltag vieler Menschen in Sri Lanka. Die Kriegsvertriebenen sind zwar in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, finden aber oft keinen Neuanfang. Zerstörte soziale Strukturen, unverarbeitete Traumata, seelische Wunden, Misstrauen und Angst verhindern den Wiederaufbau und bilden einen Nährboden für häusliche Gewalt, vor allem an Kindern, Drogenmissbrauch und Suizide. Besonders betroffen sind der Norden und Nordosten des Landes.
Therapeutisches Malen hilft, die Tramata zu verarbeiten.Foto: Caritas international
Traumata aufarbeiten
Die Ordensgemeinschaft der Oblaten betreibt seit 1995 ein Zentrum für Beratung und psychologische Betreuung sowie Weiterbildung in Kilinochchi. 2005 wurde gemeinsam mit Caritas international eine Zweigstelle in Mullaitivu aufgebaut, die mittlerweile das Hauptzentrum ist für das Programm zur psychosozialen Betreuung und Beratung der vom Krieg betroffenen Bevölkerung in der Region Vanni, im Norden Sri Lankas. Diese Einrichtung ist das einzige Angebot psychosozialer Beratung und Begleitung im näheren Umkreis und leistet sehr wichtig Arbeit.
Der Schwerpunkt des Programms liegt auf den verletzlichsten Bevölkerungsschichten wie verwaiste und misshandelte Kinder, Witwen und ihre Kinder, Menschen mit (kriegsbedingten) Behinderungen und Rückkehrende aus den Binnenflüchtlingslagern.
Ziel ist die Aufarbeitung von Traumata, die Erlangung psychischer Gesundheit und Stabilität und die Reintegration in die Gesellschaft. Denn nur, wenn die Psyche stabil und der Mensch beziehungsfähig ist, können Vertrauen aufgebaut und Perspektiven gewonnen werden. Und erst dann ist ein Neuanfang möglich.
Beratungen und Therapien
Gruppen- und Einzelberatungen werden angeboten.Foto: Caritas international
Caritas international unterstützt den sozialen Fachdienst der Oblaten mit ausgebildeten, lokalen psychologischen Berater/innen. Je nach Bedürfnis der zu betreuenden Person finden psychosoziale Einzel- oder Gruppenberatungen und Therapieangebote im Zentrum, in sozialen Einrichtungen, Schulen oder in Hausbesuchen statt. Eltern, Lehrpersonal, Sozialarbeitende und Personen aus dem öffentlichen Leben werden eng in die Arbeit einbezogen.
Zu den Therapieangeboten für die Kinder und Jugendlichen zählen Musik-, Kunst, Spiel- und Maltherapien. Lehrkräfte und Sozialarbeitende werden in konfliktlösenden Methoden geschult, und natürlich erhalten die psychologischen Berater/innen kontinuierliche Weiterbildungen und haben einen Supervisor an ihrer Seite.
Zur Situation
1983 eskalierte in Sri Lanka der seit über 2000 Jahren schwelende Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen und mündete in einen fast 26 Jahre dauernden Bürgerkrieg. Rund 100.000 Menschen verloren während des Krieges ihr Leben und 290.000 wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Die meisten der Vertriebenen zählen zur hinduistischen Minderheit der Tamilen. Nach Ende des Krieges 2009 leitete die Regierung den Rücksiedlungsprozess von etwa 260.000 Binnenvertriebenen ein. Doch ein Zuhause gab es für die Menschen nicht mehr, alles war zerstört. Viele litten und leiden bis heute unter Traumata, es fehlen Mittel, Perspektiven und die Kraft für einen Wiederaufbau. Die fortbestehende Anwesenheit des Militärs verursacht Angst, vor allem bei den Mädchen und Frauen. Sicherheitskräfte überprüfen periodisch Personen und Häuser, bürgerliche Rechte wie das Recht auf uneingeschränkte Mobilität oder Versammlungsfreiheit sind eingeschränkt.