Bis vor Kurzem suchten viele in Bosnien-Herzegowina ankommende Flüchtlinge im Aufnahmelager Lipa nahe der Stadt Bihac Schutz. Dieses wurde jedoch Ende 2020 geschlossen und brannte kurz darauf nieder. Hunderte Menschen waren von einem auf den anderen Moment bei winterlichen Temperaturen obdachlos. Nach Protesten der Geflüchteten gegen menschenunwürdige Bedingungen stellte das Militär dort Armeezelte auf. Einen würdevollen Schutz bieten diese allerdings nicht - durch die Zelte dringt Wasser ein und es gibt weder Toiletten noch Duschen oder eine ausreichende Stromversorgung.
Eisige Kälte bedroht das Leben der Geflüchteten
Über 2.000 der geflüchteten Menschen im Land harren bei eisigen Temperaturen in undichten Zelten oder verlassenen Häusern ohne Heizung aus. Einige von Ihnen übernachten auch in Wäldern ohne jeglichen Schutz.
Es wird befürchtet, dass die Menschen erfrieren könnten, wenn nicht rasch gehandelt wird. Sie müssen sich in eiskalten Flüssen waschen und kämpfen vor allem nachts bei bis zu minus zehn Grad ums Überleben. "Die Situation vor Ort ist verheerend. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen, die in Europa Schutz suchen, nun vom Kältetod bedroht sind", mahnt Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
Einige Menschen wurden mit Sandalen im Schnee zurückgelassen. Foto: picture alliance / AA | Amar Mehic
"Die erschütternden Bilder aus Bosnien führen uns einmal mehr das Versagen der europäischen Migrationspolitik vor Augen," ergänzt Caritas-Präsident Peter Neher. "Man schafft das Problem nicht ab, indem man wegschaut und die Menschen an den Außengrenzen der EU im Schnee und Dreck ausharren lässt", sagt Neher weiter.
Wärmende Decken und medizinische Hilfe
Caritas international unterstützt die Caritas Österreich dabei, akute Überlebenshilfe für die Geflüchteten zu leisten. Lokale Helferinnen und Helfer verteilen Lebensmittel, Heizmittel, wärmende Kleidung, Decken, Schlafsäcke und Matratzen. Zudem leisten die Caritas medizinische Hilfe und stellt einen Wäsche- und Trocknerdienst bereit, der von den Menschen sehr gut angenommen und frequentiert wird.
Jetzt Decken und Schlafsäcke spenden
Durch enge Zusammenarbeit mit weiteren Hilfsorganisationen erreichen die Hilfsmaßnahmen sowohl die Menschen im Zeltlager Lipa als auch die, die sich außerhalb des Lagers in Wäldern durchschlagen. Während die Caritas-Kolleginnen zum Beispiel die Verteilung koordinieren, hat das Rote Kreuz die Ausgabe von Lebensmitteln übernommen.
Die lokalen Caritas-Helferinnen und -Helfer verteilen warme Winterkleidung, Decken und Schlafsäcke. Sie arbeiten eng mit dem Roten Kreuz zusammen, das die Geflüchteten zeitgleich mit Nahrungsmitteln versorgt. Foto: Caritas Österreich
Unterstützen Sie die geflüchteten Menschen in Bosnien. Helfen Sie uns, die Nothilfe der lokalen Caritas-Mitarbeitenden zu unterstützen!
Zur Situation
Bereits seit mehreren Jahren wird Bosnien-Herzegowina von vielen Flüchtenden als Transitland genutzt, um über die bosnisch-kroatische Grenze in Europa Schutz zu suchen. Insgesamt sind in dem südosteuropäischen Land etwa 8.000 Geflüchtete gestrandet. Die meisten Menschen kommen aus Bangladesch, Pakistan, Irak sowie Afghanistan und haben vor und auf ihrer Flucht meist Schreckliches erlebt. Im Gebiet Bihac (Diözese Banja Luka) halten sich aktuell besonders viele Migranten und Migrantinnen auf. Wie in anderen Ländern Südosteuropas und in der Türkei gibt es für sie aktuell kaum Perspektiven.