Jordanien: Unterstützung für Frauen und Kinder
Derzeit sind 670.000 syrische Flüchtlinge in Jordanien registriert, darunter viele Kinder. Ihre Zukunft ist ungewiss, sehr viele sind seit dem Ausbruch des Krieges nicht mehr zur Schule gegangen. Ein sorgloser Raum zum Lernen, mit anderen Kindern in einem geschützten Rahmen spielen und Sicherheit im Alltag - was für die gesunde Entwicklung eines jeden Kindes erforderlich ist, bleibt für Flüchtlingskinder oft ein unerreichbarer Traum. Um vom Krieg betroffenen und oft traumatisierten Kindern eine Zukunftsperspektive zu bieten, liegt der Fokus der Caritas-Arbeit in Jordanien neben Nothilfemaßnahmen deshalb auf Bildungsprojekten für Flüchtlingskinder und Frauen.
Eine Mutter mit zwei Kindern in JordanienFoto: Alexandra Wey / Caritas
Zukunftsperspektiven durch Bildung
Syrische Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren erhalten mit Hilfe der Caritas Jordanien in sechs Kindergärten in den Gemeinden Amman, Mafraq, Irbid, Zarqa und Madaba eine Vorschulerziehung. Sie bekommen eine gesunde Zwischenmahlzeit, lernen Lesen und Rechnen, drücken im Malen und Basteln ihre Gefühle und ihre Kreativität aus. Mehr als 600 Kinder werden damit nicht nur auf den Schuleinstieg vorbereitet, sondern erleben so auch einem geregelten Alltag.
Junge Mädchen, Frauen und Mütter werden in Kursen über Gesundheit, Hygiene, Sexualität, die Risiken früher Eheschließung und andere, für ihr Alter und ihre Situation essentielle Themen, aufgeklärt. „Die Caritas arbeitet intensiv an dem Thema der frühen Heirat mit den betroffenen Frauen“, sagt Diala Rabadi, eine psychologische Beraterin der Caritas Jordanien. „Traditionell werden die jungen Mädchen mit Beginn der Pubertät verheiratet, was für sie große Belastungen und Gefahren bedeutet. Viele Frauen haben diese Problematik verstanden und ein Bewusstsein entwickelt, damit nun zu brechen.“ Die Frauen werden nicht nur durch professionell geschulte Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen unterstützt, sondern können auch persönliche Beziehungen zu anderen Frauen in ähnlichen Lebenssituationen knüpfen.
Auch junge Mütter, die nie oder nur sehr kurz eine Schule besuchen konnten, werden in diesem Projekt berücksichtigt. Sie lernen mit einem Computer umzugehen, oder das Nähen von Kleidern und erhalten Tipps in Lebens- und Erziehungsfragen. Durch die Kurse werden die Frauen wieder selbstbewusster. Ein Gefühl, das sie durch die Kriegserfahrungen und Flucht schmerzhaft verloren haben. Dadurch sind sie auch wieder in der Lage, ihre Kinder zu fördern und zu unterstützen.
Besondere Hilfe für Opfer von Gewalt
Die Caritas Jordanien bietet syrischen Flüchtlingen, die Opfer von Gewalt geworden sind, besonders behutsame und einfühlsame Unterstützung an. Denn die Betroffenen können oftmals nur schwer über das Erlebte sprechen. Scham und Schuldgefühle kommen zu der Gewalterfahrung belastend hinzu. Erleichterung und mehr Sicherheit für die persönliche Stabilität bieten psychosoziale Beratungen. Betroffene können sich darüber hinaus auch an spezielle Institutionen oder Psychologinnen wenden. Um besonders schwere Fälle von Traumatisierungen oder Bedürftigkeit festzustellen, besuchen ehrenamtliche Mitarbeitende und Sozialarbeiter/innen der Caritas Jordanien Flüchtlingsfamilien in ihren Unterkünften.
Besonders für Frauen, die flüchten mussten, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, ist es nicht leicht, um Hilfe zu bitten. Viele waren es als Bäuerinnen, Handwerkerinnen oder Krankenschwestern gewohnt, ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien selbst zu verdienen. Das Gefühl, als Flüchtling in Jordanien von der Gesellschaft nicht gebraucht zu werden, ist schwer zu ertragen. Frauen, die an Projekten der Caritas teilnehmen, erzählen, dass sie sich deshalb oft besonders schwach und hilflos fühlen. Die Caritas Jordanien setzt aus diesem Grund auf Einkommen schaffende und berufsbildende Maßnahmen. Geflüchteten Frauen soll ermöglicht werden, ihr eigenes Einkommen zu verdienen und einen Teil ihrer Selbstbestimmtheit zurück zu gewinnen.