Klimawandel & Humanitäre Hilfe
Vorwort zur Broschüre
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
Seit Jahrzehnten bereits warnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor den existentiellen Gefahren durch den Klimawandel. Schon jetzt führt die Erwärmung zu einer globalen Krise, die alle Menschen trifft. Insbesondere aber bringt sie für diejenigen Menschen und Regionen lebensbedrohliche Auswirkungen für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben mit sich, die schon jetzt zu den ärmsten gehören. Doch obwohl mit der ersten Weltklimakonferenz 1979 und vor allem seit der "Agenda 21" in Rio 1992 die Gefahren des globalen Klimawandels bekannt sind, kam der Klimaschutz nur schleppend voran.
Bevor ab dem Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie zum alles beherrschenden Thema wurde, schien es so, als könnte eine neue Generation dies ändern. Rund um die globale Bewegung "Fridays for Future" wurden die Fragen nach den ökologischen Kosten der Globalisierung, nach Mobilität und Individualverkehr, nach Ernährung, Fleischkonsum und Industrialisierung der Landwirtschaft neu gestellt. Und die Rufe nach einem Wandel wurden lauter und eindringlicher. Mit der Verbreitung des Corona-Virus endeten zunächst nicht nur die Demonstrationen und Aktionen der Klimabewegung, das Thema Klimaschutz rückte auch medial, gesellschaftlich und politisch in den Hintergrund.
Caritas international hat nach den massiven Zerstörungen durch den Wirbelsturm Matthew in der Karibik 2016 unmittelbare Unterstützung für die Region zugesagt. Seither wird die Katastrophenvorsorge in in den betroffenen Gemeinden gestärkt. So sind die Menschen gegen künftige Wirbelstürme und Starkregen besser gewappnet. Marie Arago
Inzwischen aber stellen sich nicht nur die Klimaschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten die Frage nach den Lehren aus der Corona-Pandemie, die zum Teil verblüffende Ähnlichkeiten mit den Forderungen der Klimaschutz-Bewegung aufweisen. Vieles funktioniert auch ohne Flug- und Autoverkehr. Video-Konferenzen können Dienstreisen ersetzen. Nicht alle Güter müssen um die ganze Welt transportiert werden. Der Konsum insgesamt kann reduziert werden. Was während der Corona-Krise funktioniert, sollte auch für den Klimaschutz möglich sein. Und die zumindest in Ansätzen erkennbare Solidarität über Grenzen hinweg könnte Vorbild sein für die Hilfen, die besonders vom Klimawandel betroffene und zudem arme Gesellschaften benötigen - in den Dürreregionen Ostafrikas, bei Überschwemmungen in Südasien oder nach tropischen Stürmen in der Karibik.
Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes und Dr. Oliver Müller, Leiter Caritas internationalCaritas international
Mit der Broschüre "Klimawandel & Humanitäre Hilfe" geben wir Einblicke in die Probleme, die der Klimawandel für die Humanitäre Hilfe bringt. Und wir zeigen Ansätze der Katastrophenvorsorge, die Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, mit ihren Partnern und mit Betroffenen erarbeitet. Dabei wird deutlich, dass diese Ansätze die negativen Folgen des Klimawandels zwar reduzieren, aber keine Lösungen der Probleme darstellen können. Denn der Klimawandel ist von den am meisten betroffenen Menschen nicht verursacht worden, sondern Folge unserer globalen Wirtschafts- und Lebensweise. Hier gilt es anzusetzen. Auch wenn nicht zu erwarten ist, dass - analog zur Corona-Krise - ein globaler Klimanotstand ausgerufen wird, könnte die Corona-Krise neue Blickwinkel eröffnen helfen. Vielleicht tragen die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie dazu bei, dass auch der Klimaschutz künftig schneller, effektiver und überzeugender als bislang umgesetzt wird. Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre.
Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes und Dr. Oliver Müller, Leiter Caritas international