"Niemand wusste, wo ich war."
Gleibson Eduardo de Oliveira Brandão Caritas international
Gleibson verbrachte schon als Sechsjähriger die meiste Zeit auf der Straße. Seine Eltern konnten sich nicht ausreichend um ihre zwölf Kinder kümmern, denn die Mutter war schwer krank und starb früh an Tuberkulose. So blieben die Kinder meistens auf sich gestellt. Der sechs Jahre ältere Bruder von Gleibson hat den Kleinen auf seine Streifzüge mitgenommen. Eines Tages wurde Gleibson - von wem genau, weiß er nicht mehr - aufgegriffen und in ein Kinderheim gebracht. Das lag weit von seiner gewohnten Umgebung entfernt.
"Niemand wusste wo ich war", erzählt Gleibson. "Mein Bruder hat mich überall gesucht, aber es hat lange gedauert, bis er mich endlich gefunden und wieder zurückgeholt hat. Ich hatte solche Angst." Gleibson kehrte wieder auf die Straße zurück. "Doch das Leben auf der Straße ist grausam und brutal", erinnert er sich. "Ich habe gesehen, wie einem Mann in den Kopf geschossen wurde, ich hatte immer Angst und schreckliche Albträume. Und mein Bruder ist im Gefängnis gelandet, obwohl er gar nichts gemacht hat. Die Polizei sagt, er hätte einen Raubüberfall begangen".
Als das Kind zwei Jahre später mit der lokalen Hilfsorganisation "Grupo Ruas e Praças" in Kontakt kam, war er anfangs sehr skeptisch, denn er befürchtete, erneut aus seiner Umgebung herausgerissen zu werden. Die Caritas-Organisation unterstützt auf sich allein gestellte Kinder dabei, ihr Leben aus eigener Initiative und mit gegenseitiger Hilfe zu meistern. Bald konnten die Sozialarbeiter Gleibsons Vertrauen gewinnen, und seither macht er eifrig und aufgeschlossen bei den Aktionen der Gruppe mit. Seit einigen Jahren ist Gleibson Vollwaise. Doch er weiß, dass er sich auf das Kindernetzwerk immer verlassen kann.
Gleibson sagte, als er zwölf Jahre alt wurde, rückblickend: "Kein Kind lebt freiwillig auf der Straße! Dort findest du nichts außer Angst und der Gefahr, ins Gefängnis zu kommen oder zu sterben. Ich habe bei der "Grupo Ruas e Praças" viel gelernt. Ich gehe in die Schule, ich mache Sport und ich male sehr sehr gern." Was er sich für die Zukunft wünscht :"Viel lernen und eines Tages als Maler oder Fußballspieler genug Geld verdienen, um meine jüngeren Geschwister zu unterstützen."
Oktober 2007