Eine Ampulle eines Malariamedikaments entscheidet oftmals darüber, ob ein Kind seinen ersten Geburtstag erlebt oder nicht. Sie kostet lediglich zwei Euro. Doch in einem gefährlichen Umfeld wie in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) braucht es mutige und entschlossene Menschen, die dieses Medikament zu den Patient_innen bringen.
Unerschrockene Helfer retten Leben
2017 nahm die erste mobile Caritas-Klinik ihre Arbeit auf. Das Ziel: Kindern und schwangeren Frauen eine Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen an Orten, wo sonst niemand mehr hilft. Seitdem fährt das Team beinahe täglich in die entlegensten Regionen der Zentralafrikanischen Republik und behandelt Kinder und schwangere Frauen kostenlos gegen Malaria und andere Krankheiten. Viele Menschen verdanken der mobilen Klinik ihr Leben. Das Team arbeitet unermüdlich, ist stets mehrere Tage am Stück unterwegs und kämpft sich per Geländewagen oder im Kanu zu den abgeschiedenen Dörfern des bürgerkriegsgeplagten Landes vor. Die Arbeit ist gefährlich und musste aufgrund immer wieder aufflammender Kämpfe bereits zweimal unterbrochen werden. Doch davon lassen sich die mutigen Helferinnen und Helfer nicht unterkriegen. Ganz im Gegenteil: In der Zwischenzeit haben zwei weitere Teams ihre Arbeit aufgenommen.
Mithilfe der Weihnachtsspenden von 2021 konnten zwei weitere mobile Kliniken ausgestattet werden. Um möglichst viele Menschen mit Medikamenten zu versorgen, fahren die drei Teams nun unterschiedliche Routen in der Region Kouango ab. Entlang ihrer Route halten sie in mehreren Dörfern an, bauen die mobile Krankenstation auf und behandelt die Patienten. Nach wenigen Stunden wird das Material zusammengepackt und das Team fährt weiter. Einige Tage später kehrt das Team zurück in sein Basislager, füllt Vorräte und Medikamentenkisten wieder auf, bevor es erneut aufbricht. Etwa einmal im Monat kommt die mobile Klinik so in jedem Dorf vorbei. In einigen Dörfern errichten die Teams zudem Gesundheitsstationen. Dabei handelt es sich um Gebäude, in denen Medikamente gelagert werden und kleinere Untersuchungen stattfinden können. Dorfbewohner_innen werden im Umgang mit Medikamenten und in Hygienefragen geschult.
Gesundheitsversorgung für Kinder, Mütter und schwangere Frauen
Die Teams bewegen sich auf Rebellengebiet, eine staatliche Gesundheitsversorgung gibt es nicht, auch keine Polizei oder Militärkräfte. Lediglich ein paar Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen überwachen den instabilen Frieden. Lesen Sie auch hier eine Reportage über das Arbeiten im Milizengebiet.
In den Augen der Teammitglieder sind jedoch nicht die bewaffneten Rebellen der größte Feind, sondern die Tropenkrankheit Malaria."Insbesondere für Kleinkinder und schwangere Frauen endet diese Krankheit oft tödlich", erklärt Guy-Mathieu Keteguia, der als Pharmazeut in einem der Teams arbeitet. Neben Malaria behandelt das Team auch viele andere Infektionskrankheiten, versorgt Wunden und Entzündungen oder behandelt die Menschen gegen Parasiten und Würmer, die sie durch schmutziges Wasser zu sich nehmen. Schwangere Frauen werden ebenfalls unentgeltlich behandelt. Neben Malariamedikamenten benötigen sie oftmals Nahrungsergänzungsmittel oder Antibiotika. Erkennt das Team einen zu erwartenden schweren Geburtsverlauf, versucht es eine Transportmöglichkeit in das einzige Krankenhaus der Region zu organisieren - nur hier wäre ein Kaiserschnitt möglich. Wann immer möglich, ist eine Caritas-Hebamme bei einer Geburt zugegen.
Sehen Sie hier einen Film über die Arbeit der ersten mobilen Caritas-Klinik:
Zur Situation
Seit 2013 tobt in der ZAR ein Bürgerkrieg – die Hauptlast trägt die Zivilbevölkerung. Ein Viertel der 4,6 Millionen Einwohner ist auf der Flucht im In- oder Ausland, über 60% der Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Humanitäre Helfer werden dabei selber im öfter zur Zielscheibe – im Jahr 2018 gab es fast 400 Angriffe auf Helferinnen und Helfer. Der Staat hat die Kontrolle über einen Großteil des Landes verloren, zahlreiche Milizen teilen das Diamanten- und Rohstoff-reiche Land unter sich auf. Die Kindersterblichkeit ist weltweit mit am größten, im Schnitt werden die Menschen nicht einmal 50 Jahre alt. Im Projektgebiet um die Stadt Kouango gibt es neben der Caritas nur einen einzigen Arzt – für 124.000 Menschen.