Freiburg/Berlin, 22. September 2025. Der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung soll auf 9,9 Milliarden Euro sinken - fast 30 Prozent weniger als 2022 und damit auf ein Zehn-Jahres-Tief. Die Kürzungen der Humanitären Hilfe sind noch drastischer. Der Etat ist seit 2022 um 60 Prozent auf nur eine Milliarde Euro für 2026 geschrumpft. Die massiven Kürzungen kosten bereits heute Menschenleben; viele Hilfsprojekte stehen vor dem Aus. Die Kürzungen im Haushaltsentwurf 2026 würden die weltweite Not verschlimmern.
Die kirchlichen Werke warnen: Angesichts von weltweit etwa 700 Millionen hungernden Menschen, eskalierenden Krisen und mehr als 300 Millionen Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ist ein Rückzug Deutschlands aus der internationalen Verantwortung das falsche Signal. Um die Zivilgesellschaft und Partnerprojekte weltweit zu stärken, braucht es eine verlässliche Finanzierung statt weiterer Kürzungen. Besonders die langfristige Zusammenarbeit der vier kirchlichen Entwicklungs- und Hilfswerke mit lokalen Partnerorganisationen leidet unter den Kürzungen. Die international vereinbarte ODA-Quote von 0,7 Prozent darf nicht erneut unterschritten werden. In Anbetracht der aktuellen Kürzungspläne liegt die prognostizierte ODA-Quote für 2027 nur noch bei 0,4 Prozent.
"Der aktuelle Abwärtstrend bei der Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe erschwert unsere Arbeit extrem. Während unsere Partner tagtäglich Menschen dabei unterstützen, ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu führen, fährt die Bundesregierung die Mittel für ihren Einsatz immer weiter zurück", erklärt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. "Wir kirchlichen Werke arbeiten eng mit lokalen Partnern zusammen. Gerade in Regionen, die staatliche Strukturen nicht erreichen, ist diese Hilfe lebenswichtig. Deutschland muss seiner Verantwortung gerecht werden und seine Zusagen halten."
"Den geplanten massiven Kürzungen stehen schreckliche Realitäten gegenüber: eine Zunahme von Konflikten und Kriegen, von klimabedingten Dürren und Überschwemmungen, steigenden Zahlen von Menschen, die Hunger leiden und unterernährt sind", so Andreas Frick, Misereor-Hauptgeschäftsführer. "Schon jetzt führen die bisherigen Kürzungen dazu, dass Geld für notwendige Projekte in den Bereichen Anpassung an die Klimakrise, Gesundheitsversorgung und Ernährungssicherung fehlt und Menschen ohne Zukunftsperspektiven zurückgelassen werden. Das wird ohne Zweifel weitreichende Konsequenzen für Frieden und Sicherheit weltweit, auch für uns in Deutschland haben."
"Die Entwicklung verläuft in einer absolut falschen Richtung: Aufgrund der wachsenden Zahl von Krisen und Konflikten weltweit ist mehr Solidarität und Bereitschaft zur Hilfe von Nöten, nicht weniger", kritisiert Oliver Müller, Leiter von Caritas international. "Es war schon vor den Kürzungen kaum möglich, diese Not substanziell zu lindern. Die politische Rückendeckung für solidarisches Handeln bröckelt weltweit, das System gerät ins Wanken. Die existenzielle Krise trifft zuerst die Schwächsten."
"Nachdem der Etat für Humanitäre Hilfe bereits in diesem Jahr mehr als halbiert wurde, stagniert er auch 2026 auf dem niedrigsten Niveau seit zehn Jahren", sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. "Die Bundesregierung zementiert damit eine Unterfinanzierung, die den globalen Herausforderungen nicht gerecht wird, und bricht ihr Versprechen für eine auskömmliche Finanzierung im Koalitionsvertrag. Durch die Kürzungen könnten mehr als fünf Millionen Menschen zusätzlich keine Nothilfe mehr erhalten."