Kolumbien: Landminenopfer
Im November 2016 wurde der Friedensvertrag unterzeichnet, doch die Gefahr bleibt. Mehr als Hunderttausend hochgefährliche Rückstände des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts verweilen in Kolumbiens Erde. Landminen und andere Kampfstoffe, die aus strategisch-militärischen Gründen oder zum Schutz von Kokafeldern platziert wurden, kontaminieren großflächig ländliche Gebiete und gefährden die Zivilbevölkerung.
Über 7.800 Menschen wurden in Kolumbien in den vergangenen Jahren Opfer von Landminen. Mehr als 40 Prozent sind Zivilisten, ein Viertel davon Kinder. Wenn sie durch die Explosion nicht ihr Leben verlieren, sind sie durch die schweren Verletzungen auf immer gezeichnet. In nahezu allen Departements Kolumbiens gibt es verminte Gebiete, und Experten schätzen, dass rund 100.000 Landminen Felder, Wegränder und Wälder verseuchen und Bauern und ihre Familien bedrohen. Gerade die Landwirtschaft, von der ein Fünftel der Bevölkerung leben muss, ist vermint und kaum mehr zu bewirtschaften.
Fortbestehen der Gewalt behindert Maßnahmen
Der kolumbianische Staat hat die internationale Konvention von Ottawa 2005 ratifiziert, die den Einsatz, die Produktion, und die Weitergabe von Antipersonenminen ächtet und die Beitrittsländer verpflichtete, die verminten Gebiete bis März 2011 zu säubern. Dennoch fanden in Kolumbien bisher keine systematischen Minenräum-Aktionen statt.
Erschwert werden konkrete Planungen von der weiterhin bestehenden Gewalt. Der im Friedensvertrag vereinbarte Rückzug der FARC führte zu einem Machtvakuum. Bewaffnete Banden füllen dies nun aus, die Staatsmacht ist in vielen Teilen des Landes noch immer nicht präsent oder trägt selbst zur Gewalt bei. Erst im Oktober 2017 wurde ein ehrenamtlicher Caritas-Mitarbeiter, der die Bevölkerung über die Minengefahren aufklärte, erschossen (Pressemitteilung). Mehrfach hatte er die Übergriffe der verschiedenen bewaffneten Gruppen in der Region angezeigt.
Die Minenräumung wird daher einen langen Zeitraum einnehmen, der nicht zuletzt auch von der Weitläufigkeit der betroffenen Gebiete und fehlenden geolokalisierten Informationen beeinflusst wird. Nicht zuletzt kommt es durch die territorialen Besitzansprüche von Drogenbanden und Paramilitärs zu Neuverminungen.
Mangelhafte Aufklärung und Opferversorgung
Der kolumbianische Staat verfügt zwar über ein Reglement in Sachen Minenräumung, Opferhilfe und Prävention, doch greift dies nicht vor Ort, da die verantwortliche Behörde nur eine geringe Weisungsbefugnis hat. Das wiederum führt zu massiven Lücken in der medizinischen und rechtlichen Opferversorgung.
Weiter wird die betroffene Bevölkerung nur unzureichend über die Gefahren und ihre Rechte informiert. Ausschließlich Nichtregierungsorganisationen und deren Aufklärungskampagnen leisten hier umfassende und anerkannte Arbeit. Caritas international ist Teil des Aktionsbündnis Landmine. Die Arbeit mit Minenopfern stellte eine langwährende Herausforderung für die Caritas Kolumbien dar. Caritas international unterstützt ihre Partnerorganisation in ihrer täglichen Arbeit.
Februar 2018