Mosambik: Wiederaufbau nach Idai
Die Caritas ermöglicht durch die Unterstützung ihrer Spenderinnen und Spender das, was die Menschen in Mosambik am nötigsten brauchen: Erst die Versorgung mit überlebenswichtigen Gütern wie Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Kochutensilien oder Decken und Matratzen. Gleichzeitig wird seit Monaten der Wiederaufbau nach dem verheerenden Wirbelsturm Idai vorangetrieben.
"Wir wollen nicht mehr dorthin zurück, wo wir alles verloren haben," so Inês Watche, 57 Jahre, beim Einzug in ihr neues Domizil. "Ich half mit, die Zementmasse zu fertigen," erzählt der 76jährige Moises Mapuera. Sie beide gehören zu den 100 Familien, die jüngst ihre neuen Häuser in sturmsicherer Bauweise bezogen.
Richtfest und Einzug in sturmsichere Häuser
"Alle sind glücklich, dass hier Wohnraum entsteht", berichtet Paulo Jossene. Endlich hat das beengte Leben in provisorischen Zelten für die ersten 100 Familien aus dem Ort Dombe ein Ende. Sie hatten mit dem Wirbelsturm Idai 2019 Haus und Hab und Gut verloren. Ende Oktober 2020 zogen sie in die neuen Häuser mit Schlafzimmer, Latrine und Veranda ein. "Dieses Dach über dem Kopf ist mehr als ein Neuanfang - es gibt uns Mut zum Leben," war während des Richtfestes zu hören.
Insgesamt 300 neue Häuser werden gebaut, mit Zement und Steinblöcken, so dass sie künftigen Wirbelstürmen standhalten können. Der Wiederaufbau fördert vor allem die Handlungsfähigkeit: Lokale Maurer erlernen zugleich bruchsichere Bauweisen. Die aktive Mitarbeit der vom Wirbelstrum Betroffenen gibt ihnen Mut, Zuversicht und Wissen, wie man sich künftig besser wappnen kann. Und er stärkt die Gemeinde, die an einem Strang zieht.So wurden auch die Bedürfnisse der alten Menschen berücksichtigt, vier von ihnen sind bereits eingezogen.
Die Tatkraft der Menschen ist hier wie in Stein gemeißelt
Als Begünstigte wählten unsere Partner bei diesem Projekt 300 Familien einer Siedlung im Regierungsbezirk der Stadt Dombe aus. "Diese Gemeinde wurde wortwörtlich dem Erdboden gleichgemacht, die Familien hatten alles verloren", berichtet Katharina Fleiter. Sie ist als Auslandsfachkraft für Caritas international in Mosambik vor Ort. Beim Bau der neuen Häuser konnten die Familien teilweise selbst mithelfen. Die Fertigstellung koordinierten unsere Partner der Caritas Chimoio gemeinsam mit einem lokalen Bauunternehmen aus Dombe.
Nicht ohne Segen: Richtfest und Einzug in die neuen sturmsicheren Häuser in der Gemeinde Dombe Ende Oktober 2020Mangosounds
Caritas bleibt an der Seite der Menschen
Dem südostafrikanischen Staat Mosambik wird in Europa selten größere Aufmerksamkeit zuteil. Das änderte sich im März 2019 über Nacht: Helferinnen und Helfer aus der ganzen Welt kamen ins Land, verteilten Decken, Nahrungsmittel und Medizin an die notleidende Bevölkerung. Unzählige Kameras übertrugen Bilder zerstörter Wohnhäuser in beinahe jedes Wohnzimmer der Welt. Der Grund: Zyklon Idai war kurz zuvor mit zerstörerischer Kraft über das Land gefegt. Die schwersten Überschwemmungen seit zwanzig Jahren rissen Häuser und Ernten mit sich.
Mehr als 600 Menschen verloren bei der Katastrophe ihr Leben, rund 110.000 Häuser wurden zerstört. In der Stadt Beira wurden nahezu 90 Prozent der Häuser zerstört, viele Menschen waren innerhalb weniger Stunden obdachlos. Mehr als 1.700 Cholerafälle wurden gemeldet. Nur wenige Wochen später folgte mit Kenneth der nächste Wirbelsturm. Über 1,8 Millionen Menschen waren nach der Doppelkatastrophe auf Hilfe angewiesen.
"Ich war geschockt, wie wenig Helfer noch vor Ort waren"
Im März 2020 jährte sich die Katastrophe. Die Fernsehkameras waren längst verschwunden. Und mit ihnen auch viele Hilfswerke. Caritas-Mitarbeiterin Jutta Herzenstiel berichtet von ihrem Besuch im Januar 2020: "Ich war geschockt, wie wenig internationale Helfer noch vor Ort waren". Auch die Mitarbeitenden unsere Partnerorganisation vor Ort berichten, dass sie sich mittlerweile wie Einzelkämpfer fühlen: "Fast ein Jahr nach den Wirbelstürmen haben die meisten Organisationen das Land verlassen", sagt Paulo Jossene, Projektkoordinator der Caritas Chimoio (einer Stadt in Mosambik, 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Beira). "Aber wir sind da und bauen mit der Unterstützung aus Deutschland dringend benötigte Häuser!" Nur ein halbes Jahr später ziehen die ersten Familien ein.
Caritas international leistet nachhaltige Katastrophenhilfe
Dass mit der weltweiten Aufmerksamkeit auch die Unterstützung verschwindet, stellt für viele Menschen in Mosambik erneut eine Katastrophe dar. Denn noch immer sind Zehntausende massiv unterversorgt. "Wir können nicht auf halbem Weg aufhören, diese Menschen zu unterstützen", sagt Oliver Müller, Leiter von Caritas international.
Paulo Josias William ist froh, durch das Saatgut von Caritas Beira seine Familie nach der kommenden Ernte wieder ernähren zu können.Caritas international
Saatgutverteilungen als wirksamste Hilfe zur Selbsthilfe
Viele Menschen in Mosambik haben nicht nur ihre Häuser verloren. Beinahe die gesamte Jahresernte 2019 wurde vernichtet, Getreidespeicher mit dem Saatgut für die kommende Anbauperiode wurden von Wind und Wasser zerstört. Die Caritas verteilte daher Saatgut an 12.000 kleinbäuerliche Familien - nur so werden die Menschen in Zukunft wieder eine Chance haben, ihre eigenen Felder zu bestellen, um nicht mehr auf die Hilfe von außen angewiesen zu sein.
So wie Paulo Josias William: Er ist einer der Menschen in Mosambik, die durch die Hilfsmaßnahmen wieder neue Hoffnung schöpfen konnten. William lebte bis zum Zyklon in der Nähe des Flusses. Durch den Sturm und die Überschwemmungen verloren er und seine Familie alles. Der Vater von sieben Kindern ist froh, dank Saatgut im April mit einer Ernte rechnen und seine Familie fortan wieder eigenständig ernähren zu können.
Ihre Spende wirkt - vielen Dank für Ihre Unterstützung!
"Die Schäden, die Idai hinterlassen hat, sind enorm. Noch immer leben viele Menschen in Zelten. Doch der Wiederaufbau geht gut voran", gibt sich José Zacarias, Direktor der Caritas-Gesundheitsstation in Mangunde, hoffnungsfroh.
Helfen Sie uns, den Betroffenen der Wirbelstürme weiterhin zur Seite zu stehen!
Zur Situation
Innerhalb von sechs Wochen wurde Mosambik von zwei zerstörerischen Wirbelstürmen getroffen. Mitte März 2019 verursachte Zyklon Idai mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde die schwersten Überschwemmungen seit 20 Jahren. Mehr als 600 Menschen verloren bei der Katastrophe ihr Leben, rund 110.000 Häuser wurden völlig zerstört. In der Stadt Beira wurden nahezu 90 Prozent der Bewohner obdachlos, mehr als 1.700 Cholerafälle wurden gemeldet.
Während die Menschen noch mit den Auswirkungen von Idai kämpften, kam mit Zyklon Kenneth Ende April des gleichen Jahres die nächste Katastrophe. Der Sturm wütete im weniger dicht besiedelten Norden des Landes, verursachte aber ebenso schwere Schäden: 160.000 Menschen sind von Kenneth betroffen, mehr als 35.000 Häuser wurden ganz oder teilweise zerstört. Insgesamt sind nach diesen beiden Stürmen über 1,8 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, und dies längere Zeit. Denn sie vernichteten ganze Ernten und über 715.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen.
Im Video: Kurz nach dem Wirbelsturm war das Caritas Team vor Ort und sprach mit Betroffenen