Senegal: Mit dem Klimawandel leben
Fische für Bandiol
Knapp eine Stunde Fahrtzeit von der Verwaltungsstadt Ziguinchor entfernt liegt Bandiol, ein nahezu schattenloser Ort mit wenigen Baobab-Bäumen. Auch Bandiol ist ein kleines Dorf inmitten einer von Salz gezeichneten Landschaft. Das letzte Haus grenzt direkt ans Watt.
Durch dem Bau eines Deiches wollen die Fischer aus Bandiol die Mangroven vor dem Salz schützen und gleichzeitig die traditionelle Fischteichbewirtschaftung wieder aufnehmen. Sie sind auf einem guten Weg, täglich kontrollieren sie den inzwischen fertiggestellten Deich und die kleinen Schleusen zur Wasserregulation, die sie Dank finanzieller Unterstützung der Caritas mit haltbaren PVC-Rohren anlegen konnten.
Dieser Deich wurde mit Hilfe der Caritas neu angelegt. Er macht die traditionelle Fischteichbewirtschaftung im flussnahen Dorf Bandiol wieder erträglich. Das Dorfkomitee inspiziert den Deich ständig, um Schwachstellen zeitig ausbessern zu können. Fabrice Taurines
"Wir fischen bei Flut. Wenn das Meerwasser abfließt, versuchen die Fische, am Durchlauf Richtung Meer zu entkommen. Dann schwimmen sie in diese Falle", erklärt Youssouph Bassène. Der 77-Jährige lebt seit jeher im Dorf Bandiol und beobachtet seit einigen Jahrzehnten, wie sich die Niederschläge und die Gezeiten des Meeres verändern.
"Wir fischen mit dieser traditionellen Reuse." Er zeigt auf eine aus Palmwedeln geflochtene Reuse, darin haben sich ein paar Fische verfangen. "Die kleinen Fische lassen wir wieder frei. Wir entnehmen nur die kräftigen großen Fische, und davon nur drei Arten: Sompat, Karpfen und Meeräsche. Die anderen lassen wir wieder frei." So können die Jungfische weiter wachsen, viele werden Ende der Saison den Weg zurück ins Meer nehmen.
Die Fischerr in Bandiol haben in Eigenarbeit einen neuen Deich aufgeschüttet, die Schleusen wurden von der Caritas finanziert. Nun können sie wieder Karpfen, Barrakuda und Meeräschen fangen, zugleich werden die landeinwärts liegenden Reisfelder durch die traditionelle Fischteichanlage vor dem Salz geschützt. Fabrice Taurines
Youssouph Bassène glaubt, dass mit dem neuen Deich die traditionelle Fischzucht nun wieder abwirft. "Es gibt einen Unterschied zwischen dieser traditionellen Fischteichbewirtschaftung und der modernen Fischzucht. Wir haben das ausprobiert. Wenn man in die modernen künstlichen Teiche 20 Fische einsetzt, hat man am Ende auch nur 20 Fische. Und die müssen wir ständig füttern, das kostet Geld und ist sehr aufwändig." Er und die übrigen Dorfbewohner haben sich gegen die moderne Fischzucht entschieden, weil sie zu teuer ist, wenig nachhaltig und riskant. Hingegen funktioniert die traditionelle Methode mit dem rund zwei Kilometer langen Deich und einem mehrere Hektar großen Teich, der wie ein natürlicher kleiner See anmutet.
Gemeinsam mit dem Dorfkomitee
Angelique Djiconne, die Agrartechnikerin und Mitarbeiterin der Caritas Ziguinchor, trifft sich jede Woche mit dem Dorfkomitee, um weitere Schritte genau zu planen. Wenn sich alle auf einen Plan einigen und alle im Dorf mitziehen, wird der Zusammenhalt im Dorf gestärkt und damit die Ernährungslage verbessert. Denn Zusammenhalt ist für die Fischer hier eine unverzichtbare Basis, um das Wasser, das Meer, die Gezeiten, die Deiche und die Fischzucht aufeinander abzustimmen.
Frau Djiconne hat das Komitee aus Bandiol für einen Besuch der Reisfelder mit nach Bagat genommen. Die Frauen aus Enampor haben die Vorteile des intensiven Reisanbaus erklärt, nun wollen auch die Menschen in Bandiol ihre Reisfelder nach der neuen Methode an den Klimawandel anpassen. Mit anderen Worten: Angelique Djiconne hat einen vollen Terminkalender. "Es hilft ihnen, wenn ich bei der Planung der Flächen dabei bin, dann können wir einen Pflanzplan erstellen, die Anzuchtbeete anlegen, die richtigen Sorten wählen. Das Saatgut erhalten wir über die Caritas, und die Workshops im Feld sind wichtig, damit die Ernten wieder steigen", erläutert sie ihre Arbeit.
Zum Fisch isst man hier Reis
Auf dem Rückweg ins Dorf springt Youssouph Bassène in ein abgeerntetes Reisfeld und holt einen Backstein aus den Strohresten. "Damit ich mir in der Regenzeit, wenn das Feld im Wasser steht, nicht den Fuß daran verstauche", sagt er. Schon in der kommenden Pflanzsaison 2020 will er in dieser Parzelle die neuen Reissorten ausprobieren. Er wirkt enthusiastisch und hat wieder Mut gefasst, obwohl seine fünf Kinder in Bandiol keine Zukunft mehr sahen. Ob er seine erwachsenen Kinder davon wird überzeugen können, dass mit Hilfe der Caritas der Reisanbau und die Fischzucht an den Klimawandel angepasst werden kann, wird sich in wenigen Jahren zeigen. Bis dahin bleibt Angelique auf alle Fälle an seiner Seite, "und auch an der Seite des Dorfkomitees," versichert sie. "Ich freue mich, wenn der Reis Früchte trägt und die Ernten wieder steigen. Noch glücklicher macht es mich, die Freude in den Gesichtern der Menschen hier zu sehen, wenn sie ernten."
Januar 2020