Griechenland: Nothilfe für Geflüchtete auf Lesbos
Im September 2020 brannte das Flüchtlingscamp Moria auf der Insel Lesbos vollständig ab. 12.000 Menschen verloren über Nacht ihre Unterkünfte. In kürzester Zeit wurde ein neues Flüchtlingslager auf der Insel errichtet. Das Übergangscamp, genannt "Mavrovouni", ist weiterhin als Notunterkunft in Betrieb. Von dem Alltag auf dem ehemaligen Militärgelände dringt nur wenig nach außen. Trotzdem steht fest: Die Zustände sind auch im neuen Lager unhaltbar.
Flüchtlinge auf Lesbos: Unmenschliche Lebensbedingungen
Schutz und Privatsphäre gibt es für die Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos nicht. Das neu errichtete Flüchtlingscamp bietet zudem weder ausreichend Duschen noch Toiletten. Die Lebensbedingungen könnten sich im Winter weiter verschlechtern. Es gilt, schnellstmöglich zu handeln und eine langfristige Lösung zu finden. (Symbolfoto aus dem ehemaligen Camp Moria)Foto: Alea Horst
Das neue Flüchtlingscamp liegt direkt am Meer. Im Winter peitscht ein eiskalter Wind durch die Zeltstadt. Im Sommer ist es brütend heiß. Zwar gibt es auch Container, die den Bewohner_innen ein Dach über dem Kopf und Schatten bieten, aber dafür haben sie keine eigenen Bäder oder Küchen. Auch die Strom- und Wasserversorgung funktioniert schlecht. Hinzu kommt, dass die Bewohner_innen das Camp - auch wegen der Corona-Pandemie - nur mit Erlaubnis verlassen dürfen. Ein Meterhoher Zaun schirmt das ehemalige Militärgelände von der Außenwelt ab.
Mitarbeiterinnen der Caritas Hellas helfen bei der Bürokratie.Lena Mucha
Die Mitarbeitenden der Caritas Hellas, der lokalen Partnerorganisation von Caritas international, schaffen es, den Geflüchteten trotzdem zur Seite zu stehen. Sie helfen ihnen seit Jahren auf Lesbos, aber auch auf den Inseln Samos und Chios, oder in der Hauptstadt Athen.
Für die Caritas Hellas arbeiten Sprachleher_innen, Sozialarbeiter_innen, Psycholog_innen und Rechtsberater_innen. In Lesbos liegt der Fokus der Hilfe auf psychosozialen Angeboten. Die Geflüchteten können sich kostenlos an die Caritas-Fachkräfte wenden und mit ihnen über ihre belastende Situation im Camp sprechen, womöglich sogar die Traumata der Flucht bearbeiten. Die Caritas Hellas organisiert auch Freizeit und Bildungsprogramme. Die Angebote richten sich besonders an Frauen und Kinder.
Hilfe für Lesbos, aber auch auf dem Festland
Seit dem Brand in Moria wurden laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zahlreiche Geflüchtete von der Insel Lesbos auf das griechische Festland gebracht. Viele strandeten in Camps in Athen oder Thessaloniki, die sich zu neuen Hotspots entwickeln. Die Caritas-Helfer_innen sind auch hier zur Stelle.
In Athen betreibt die Caritas Hellas ein offenes Gemeinschaftszentrum. Die Geflüchteten bekommen dort kostenlos Unterstützung bei bürokratischen Fragen, bei der Jobsuche oder bei rechtlichen Hürden. Es gibt Beratungsangebote und Coachings. Außerdem gibt es kostenlosen Sprachunterricht.
Caritas-Mitarbeiterin Gufran Fathoury im Beratungsgespräch mit Flüchtlingen.Lena Mucha
Alle Hilfsmaßnahmen zielen darauf ab, die Lebensumstände der Geflüchteten in Griechenland zu verbessern und sie bei der Integration zu unterstützen. Unterstützen Sie unsere Flüchtlingshilfe mit Ihrer Spende. Helfen Sie uns dabei, die humanitäre Lage für Menschen auf der Flucht zu verbessern.
Eine Katastrophe mit Ankündigung
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, weist immer wieder auf die prekäre humanitäre Situation der Geflüchteten auf den griechischen Inseln hin und setzt sich für eine Verbesserung der unzumutbaren Lebensumstände in den Camps ein. Moria sowie das neu errichtete Camp auf Lesbos stehen für einen Tiefpunkt europäischer Abschottungspolitik, bei der die Menschenwürde auf der Strecke bleibt. In Griechenland leben zurzeit rund 112.000 Flüchtlinge. Sie kommen vor allem aus Syrien (38.496), Afghanistan (25.188) und dem Irak (12.657). (Quelle: UNHCR).