Gärten für Menschen in Notunterkünften
Wenige Wochen nach der ersten Aussaat: Auberginen, Pfeffer und Tomaten beginnen im Garten „Fureia Noen“ zu wachsen. AAR Japan
Durch die Arbeit in den Gärten oder auf Bauernhöfen hatten die Menschen aus Miyagi einst auch reichlich Bewegung, die ihnen jetzt fehlt. Der Stress, den das lange Leben in den Notunterkünften ihnen bereitet, führt bei manchen dazu, dass sie sich sozial völlig zurückziehen.
Es verwundert daher nicht, dass die Menschen in den von der Katastrophe betroffenen Gebieten Gefallen an Aktivitäten finden, bei denen sie brachliegendes Land umgraben und darauf Gemüse anbauen können, um so wieder das Leben, an das sie gewöhnt waren, führen zu können und dem Bewegungsmangel abzuhelfen. Die AAR Japan, unterstützt von Caritas international, macht es den Katastrophenopfern möglich, Grundstücke für Gartenarbeiten vorzubereiten und allen Interessierten das notwendige Handwerkszeug zur Verfügung zu stellen. Dadurch, dass die Menschen gemeinsam in den Gärten arbeiten, sprechen und lachen sie wieder mehr miteinander.
In der Stadt Onagawa an der Küste von Sanriku wütete der Tsunami bis hinauf in die hügeligen Regionen. Viele der Menschen aus Onogawa müssen noch in Notunterkünften leben. Der Kommunalpolitiker Yoshihiro Takahashi stellte ein brachliegendes Stück Land für Gartenarbeiten zur Verfügung und brachte damit den Stein für das Hilfsprojekt ins Rollen. Das Grundstück liegt an einem Fluss, so dass die Bewässerung kein Problem darstellt. Da der Tsunami dort aber zugeschlagen hat, musste das Land, um es für Gartenarbeiten nutzbar zu machen, erst von Steinen und Felsbrocken befreit werden, welche die Flutwelle angetrieben hatte. Außerdem war der Boden ausgelaugt und hatte nicht mehr die nötigen Mineralien, die für ein gesundes Wachstum von Pflanzen unerlässlich sind.
Aus diesem Grund stellte die Caritas-Partnerorganisation AAR unter anderem einen kleinen Traktor und Gartengeräte wie Schaufeln, Hacken oder Sicheln zur Verfügung, einen Geräteschuppen, in dem all das Handwerkszeug aufbewahrt werden kann, zwei Tonnen neue Gartenerde und Biodünger. Bei der Beseitigung von Schutt halfen Studenten der Universität Tohoku aus. Viele größere Felsbrocken, die aus dem Weg geräumt werden mussten, machten ihnen diese Aufgabe nicht leicht. Doch haben sich die Arbeiten gelohnt; am Ende entstand ein 450 Quadratmeter großer Garten.
Dessen Nutzer tauften ihn "Fureia Noen". Es war unverkennbar: In ihre Gesichter kehrten Freude und Lächeln zurück, als sie "Fureia Noen" bepflanzten. Die Menschen unterhielten sich angeregt, als sie gemeinsam Unkraut jäteten, die Pflanzen gossen und Snacks für den Nachmittagsteee vorbereiteten.
Text: Shinichiro Ohara, AAR Japan / März 2013