Gute Masche: Ordensschwestern bilden Näherinnen aus
Ehemalige Prostituierte können bei den Ordensschwestern eine Ausbildung zur Näherin machen. Thomas Gleißner/ Caritas international
In Kolumbien herrscht seit mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg. Für die Bevölkerung bedeutet das ein Leben in Gefahr und Abhängigkeit von Politikern, Guerillas und Paramilitärs. Tausende fliehen von den Dörfern in die Stadt. Ihre Reise endet meist in den vielen Elendsviertel, wo Mädchen und jungen Frauen oft nur die Prostitution bleibt. Caritas international und ihre Projektpartner vor Ort bieten diesen Frauen die Möglichkeit, dem Leben auf der Straße zu entkommen.
"Das größte Problem der Frauen und Mädchen sind fehlende Ausbildungsmöglichkeiten, die ihnen eine berufliche Perspektive außerhalb der Prostitution ermöglichen", sagt Schwester María Patino Pava. Sie ist Direktorin der Ausbildungsstätte der Hermanas Adoratrices (Schwestern des Ordens der Anbetung), in Bogotá.
Umfassende Hilfe für ein neues Leben
"Neben der beruflichen Ausbildung sollen sie auch neue Perspektiven für ihr Leben entwickeln, ein neues Lebensprojekt beginnen", erklärt Schwester María. Bei der Arbeit auf der Straße stellen die Hermanas den Erstkontakt zu den Frauen her. In ihren Einrichtungen bieten sie unter anderem eine Ausbildung zur Näherin, Köchin oder Konditorin an. Dadurch sollen die Mädchen aus einer Zwangslage zu einem selbstbestimmten Leben gelangen.
Damit das gelingt, betreuen sie die Schwestern auch psychologisch und stärken so ihr Selbstwertgefühl. Außerdem erhalten sie Kurse über Menschenrechte und Selbstentfaltung. "Meine Mutter nannte mich Unglück. Mit sieben Jahren hat sie mich aus dem Haus geworfen. Ich lebte neben dem Markt von Lebensmittelresten", erzählt die heute 34-jährige Blanca. Ihr Leben mit Drogen und Prostitution konnte sie mithilfe der Schwestern hinter sich lassen.
Nicht nur menschlich ein Erfolg
Das Projekt ist sozial und wirtschaftlich ein Erfolg. Angefangen hat alles im Jahr 1977 mit gebrauchten Nähmaschinen und einem Workshop zum Umgang mit den Geräten. Seitdem ist viel passiert. Heute wird hier professionell ausgebildet und gearbeitet. Sogar eine eigene Textilfabrik gründeten die Schwestern. Ein europäischer Anbieter von Outdoor-Bekleidung lässt hier einen Teil seiner Kollektion herstellen.