Portrait - Eines der Kinder in Ruhengeri
David hat nach dem Leben auf der Straße wieder Fuß
gefasstCaritas international
David, seine drei Brüder und zwei Schwestern haben ihre Mutter bei dem Genozid in Ruanda verloren. Der Vater heiratete nach dem Krieg erneut, doch die Stiefmutter akzeptierte die Kinder aus der ersten Ehe nicht und misshandelte sie. Nach kurzer Zeit verließ der Vater die Familie und zog in den Kongo. Inzwischen ist er alkoholkrank nach Ruhengeri zurückgekehrt.
Nachdem auch der Vater verschwunden war, hat eine Tante, die in Uganda lebte, David zu sich genommen. Dort hier fühlte sich das Kind wegen der vielen Kriegsflüchtlinge nicht sicher.
"Ich ging zurück nach Ruanda und sah, dass mein Elternhaus geplündert war, und die Nachbarn die Felder besetzt hatten. Ich musste mich auf der Straße durchschlagen und ernährte mich von einer Banane hier, von einer Banane da," erzählt David seine Geschichte. Wie die meisten anderen Kinder auf der Straße, begann David in seiner verzweifelten Lage Klebstoff zu schnüffeln. Der giftige Stoff ist die billigste Methode, sich der brutalen Wirklichkeit zu entziehen. Sozialarbeiter der Caritas haben das Straßenkind im Jahr 2002 angesprochen und ihm Unterstützung angeboten.
Von da an lebte David in einer Einrichtung der Caritas Ruhengeri. Er besucht hier die Schule, in der er nach einigen Anfangsschwierigkeiten Fuß fassen konnte. Im zweiten Schuljahr hatte er sich aber einer Clique angeschlossen, die keinen guten Einfluss auf ihn hatte. Nachdem sich die Sozialarbeiterin der Caritas Ruhengeri besonders intensiv um seine Probleme gekümmert hat, konnte er seine Leistungen wieder verbessern.
David übernimmt Verantwortung
David zieht viel Selbstbewusstsein aus seinen sportlichen Leistungen als Läufer. Mehrere regionale Wettkämpfe hat er schon gewonnen. Im Jahr 2005 war er sogar zum "Internationalen Friedensmarathon" in die ruandische Hauptstadt Kigali eingeladen und gewann die Goldmedaille in der Klasse der unter 18-jährigen. David nimmt nun regelmäßig äußerst erfolgreich an nationalen Wettkämpfen teil. Als Gewinner mehrerer Wettbewerbe hat er mit dem Preisgeld etwas dazuverdienen können.
Das Geld kann er sehr gut gebrauchen, denn inzwischen hat David die Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übernommen. Die Kinder wohnen jetzt dank der Caritas Ruhengeri in einem kleinen Haus. Auch der alkoholkranke Vater wohnt nun ganz in der Nähe. Davids Sorge gilt seinen Geschwistern. In den Schulferien verdient er mit Feldarbeit zusätzliches Geld zum Lebensunterhalt der Familie. Einer seiner jüngeren Brüder geht momentan in die 6. Klasse der Primarschule. Sobald er aber in die Sekundarschule wechseln möchte, wird es ein Problem geben, da die Semestergebühren umgerechnet rund 40 Euro betragen.
Was David vor kurzer Zeit nicht einmal zu Träumen wagte, ist jetzt näher gerückt: Er möchte den Schulabschluss machen und danach Medizin studieren. Seiner Leidenschaft, dem Sport, will er natürlich treu bleiben. Er vergisst aber auch seine Familie nicht - wenn er das Diplom hat, dann möchte er seine Geschwister auch weiterhin unterstützen und anderen Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen - so wie auch ihm geholfen wurde.
Oktober 2007