Sri Lanka: Eine Zukunft für Vertriebene
Ein durch den Krieg zerstörtes und verlassenes Haus. Caritas international
1983 eskalierte in Sri Lanka der seit über 2000 Jahren schwelende Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen und mündete in einen fast 26 Jahre dauernden Bürgerkrieg. Rund 100.000 Menschen verloren während des Krieges ihr Leben und 290.000 wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land. Die meisten der Vertriebenen zählen zur hinduistischen Minderheit der Tamilen.
Nach Ende des Krieges 2009 leitete die Regierung den Rücksiedlungsprozess von etwa 260.000 Binnenvertriebenen ein. Doch als die Menschen nach Hause zurückkehrten, fanden sie oft nur Trümmer vor. Das Zuhause war zerstört, Schulen und Gesundheitseinrichtungen gab es nicht mehr, Traumata und Kriegsbehinderungen verhinderten ein normales Leben.
Und verhindern es bis heute! Trotz der Wiederansiedlungsbemühungen in den letzten Jahren sind die sozialen Strukturen und Werte von Grund auf zerstört. Durch die vielfachen Vertreibungen und ein Leben auf der Flucht wurden ganze Familien zerbrochen.
Materielle und seelische Not
Den Zurückgekehrten fehlen materielle und finanzielle Mittel für den Wiederaufbau der Häuser, es herrschen Armut und Arbeitslosigkeit. Seelischer Stress, Misstrauen und Trauer bewirken psychische Erkrankungen. So leiden viele unter Depressionen und post-traumatischen Belastungsstörungen. Sie sind kaum in der Lage, für sich und die Familie zu sorgen und den Wiederaufbau voranzutreiben. Mehrheitlich in einer Spirale gefangen aus Hoffnungslosigkeit und fehlenden Perspektiven kommt es verstärkt zu Drogenmissbrauch, häuslicher Gewalt, Kindesmisshandlungen und Selbstmordversuchen, vor allem unter Jugendlichen.
Aus Skepsis gegenüber ehemaliger Rebellen erschwert die Regierung mit permanenten Kontrollen die Arbeit des Wiederaufbaus und den Einsatz von Hilfswerken. Die fortbestehende Anwesenheit des Militärs verursacht Angst, vor allem bei den Mädchen und Frauen. Sicherheitskräfte überprüfen periodisch Personen und Häuser, bürgerliche Rechte wie das Recht auf uneingeschränkte Mobilität oder Versammlungsfreiheit sind eingeschränkt, wiederholte Verhöre von Ex-Kombattanten oder vermeintlichen Sympathisanten schüren die Angst vor Verhaftungen.
Nur durch Aufarbeitung ist ein Anfang möglich
Präsident Maithripala Sirisena sandte seit seinem Amtsantritt im Januar 2015 einige Signale der Aussöhnung mit der tamilischen Minderheit. So ernannte er den Tamilen Kanagasabapathy Sripavan zum obersten Richter Sri Lankas.
Dennoch ist die weiterhin angespannte politische Situation im Norden Sri Lankas und die Anwesenheit des Militärs eine Herausforderung für unsere Projektpartner vor Ort.
Für die Bewältigung des Wiederaufbaus fehlt es nicht nur an materiellen Ressourcen, sondern auch und vor allem an psychischen und physischen Kräften. Ein künftig friedliches Zusammenleben und der Wiederaufbau sind nur durch eine Aufarbeitung der Kriegstraumata möglich. Daher fördern unsere Projektpartner die psychische Gesundheit betroffener Personen.
Januar 2017