Zwei Welten nebeneinander - Freiwilligendienst für Caritas Japan
Yuzo Akai (mitte li) bei einer Besprechung im NothilfeteamCaritas Japan
1. April 2011 Ich bin seit etwas mehr als einer Woche als freiwilliger Helfer für die Caritas Japan tätig. Ich lebe mit meiner Mutter und vier Katzen in Sendai, studiere an der Hochschule amerikanische Gegenwartsgeschichte und gebe als Teilzeitkraft an einer Schule Unterricht. Doch seit dem Erdbeben und Tsunami hat sich mein Alltag völlig geändert.
Da ich Katholik bin, beschloss ich, die Caritas Japan bei ihren Nothilfemaßnahmen aktiv zu unterstützen. Es macht mich stolz, an Dienstleistungen beteiligt zu sein, deren Grundlage die Lehre der katholischen Kirche ist. Die Gewalt des Erdbebens war ein Riesenschock für uns - all diese Erschütterungen! Was mich wirklich bestürzt, ist der große, deutlich sichtbare Unterschied den schwer betroffenen und den etwas sichereren Regionen. Die stärksten Schäden wurden nicht durch das Erdbeben verursacht, sondern durch den Tsunami. Dieser kleine Unterschied hat über das Leben von Menschen entschieden. In manchen Gebieten scheinen zwei Welten nebeneinander zu stehen - eine der totalen Zerstörung und eine, wo alles noch ziemlich normal aussieht.
Die Caritas Japan hat sofort nach dem Erdbeben und Tsunami in Sendai geholfen. Sie hat Decken und Nahrungsmittel verteilt. Sie wird, wenn die erste Nothilfe-Phase vorbei ist, die traumastisierten Opfer auch psychologisch betreuen.
Ich bin verantwortlich für ein Team von freiwilligen psychosozialen Helferinnen und Helfern. Derzeit plane ich gerade die ersten Schritte für dieses Team, die Betroffenen in ihren Notunterkünften und Häusern aufzusuchen. Es sieht so aus, dass sich die Menschen mit der Situation, so gut es geht, arrangieren. Sie helfen sich gegenseitig und machen einander Mut. Es herrscht so etwas wie ein Geist von Liebe, selbst in einer schwierigen Situation, in der die Menschen nicht mehr zu ihrem Zuhause zurückkehren können und nicht wissen, was die Zukunft bringt.
Ich denke, dass die Katastrophe eine Chance für die Leute ist, ihre Menschlichkeit und ihre Nächstenliebe neu zu stärken, indem sie mit den Opfern mitfühlen und ihnen tatkräftig helfen. Unser Wunsch ist es, dass sich Menschen in anderen Ländern daran ein Beispiel nehmen und dass sie für uns beten.
April 2011