Senegal: Mit dem Klimawandel leben
Bessere Reisernten
Ihre Stärke ist die Zusammenarbeit mit den Dorfbewohnerinnen. Angelique Djiconne erläutert die neuen Methoden im Reisanbau mit schnellreifenden Sorten. Doch es bleibt nicht bei der Theorie. Sie war die erste, die ein Feld mit den neuen Reissorten bestellte und die Frauen aus dem Dorf Enampor auf ihr Demonstrationsfeld einlud, zur Pflanzzeit, zum Jäten und zur Ernte. Auf diese Weise konnte sie die Frauen aus Enampor in der Region Casamance im Süden des Senegals davon überzeugen, dass sich die neue Methode bewährt.
Reisanbau in Enampor: Die Caritas Mitarbeiterin Angelique Djiconne erläutert bei einem der wöchentlichen Treffen mit der Frauengruppe die kommende Pflanzsaison. Gerade erst ist die Reisernte eingefahren, müssen die Anzuchtbeete für die kommende Saison geplant werden.Fabrice Taurines
Ein Dorf intensiviert den Reisanbau biologisch
Was die Agrartechnikerin Angelique Djiconne intensivierten Reisanbau nennt (SRI), hat nichts mit agroindustriellen Anbautechniken gemeinsam. Der Boden wird zwar von einer kleinen Egge gepflügt, statt in Handarbeit mit der Hacke umgebrochen - eine große Arbeitserleichterung in einem Dorf, in dem Arbeitskraft immer knapp ist. Doch der Reisanbau erfolgt ohne chemische Düngemittel. Die Frauen holen aus den nahe gelegenen Wäldern Laub und faserreiche Erde, um die Reisfelder zu düngen. Vier Sorten Reis gehören derzeit zum Repertoire, mit dem die Frauen nun gemeinsam mit Angelique Djiconne experimentieren. Auch die Anzuchtbeete legen sie gemeinsam an.
Reisernte in Kaguitte und in Enampor: Dank einer schnell reifenden Sorte ist die Ernte gut. Fabrice Taurines
Das Saatgut ist an den Klimawandel besser angepasst. Es wird von dem senegalesischen Institut für landwirtschaftliche Forschung (ISRA) gezüchtet. "Der Reisanbau hier hat sich vergrößert und verbessert, von 2014 bis heute sind es 40 Hektar. Die bewirtschaften wir nun mit den neuen Anbaumethoden, die besser an den Klimawandel angepasst sind", erläutert Angelique Djiconne zufrieden.
Caritas Mitarbeiterin Angelique Djiconne: Als Agrartechnikerin mit sozialem Engagement organisiert sie Austauschtreffen, berät die Dorfkomitees, leitet Fortbildungen und Workshops, erstellt Pflanzpläne und setzt das Projekt zur Ernährungssicherung durch Anpassung an den Klimawandel mit der Landgemeinde Enampor um. Fabrice Taurines
Vertrauen schaffen zwischen Dorfgemeinde und der Caritas
Angelique Djiconne ist alleinerziehend. Mit 18 Jahren verlor sie ihre Eltern, nun ist sie 35 Jahre. Sie ist die Älteste von acht Kindern, ihre sieben Geschwister sind ihre Familie. Gerade hatte sie ihr Abitur absolviert, als ihre Eltern an einer Krankheit verstarben, beide binnen einer Woche. Angelique Djiconne übernahm die Verantwortung für jüngeren Geschwister, und die trägt sie bis heute. Sie zahlt die Schulgebühren, sorgt für eine warme Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf. Als unverheiratete Frau hat sie kein eigenes Haus. Die monatliche Miete für die Wohnung macht ihr regelmäßig Sorgen, ebenso wie die steigenden Gaspreise für den Kochherd. Dank eines Stipendiums und mit etwas Unterstützung eines Onkels konnte sie Agrartechnik studieren. Seit sechs Jahren nun arbeitet sie für die Caritas Ziguinchor, dem Projektpartner von Caritas international. In der Landgemeinde Enampor betreut sie auch die Dörfer Etama und Bandiol.
Impluvium - so nennt sich hier in dem Dorf Etama das Regenwasser-Auffangbecken. Es versorgt die Dorfbevölkerung das ganze Jahr über mit Trinkwasser.Fabrice Taurines
Ein Wassertank für Etama
Auch das Dorf Etama gehört zur Landgemeinde Enampor. Es liegt nicht weit vom Ufer des Flusses Casamance entfernt, mitten in einer baumlosen Landschaft, umgeben von Reisfeldern. Das 200 Seelen-Dorf wäre ohne den großen Regenwassertank schon längst verlassen worden. Das Grundwasser ist inzwischen zu salzig und als Trinkwasser nicht mehr genießbar. "Früher haben wir mit einem Boot aus dem Nachbardorf Wasser in Kanistern geholt, da waren wir fast den ganzen Tag unterwegs", erklärt eine Frau aus Etama.
Mit zunehmendem Alter hat sie das kaum mehr geschafft. Nun schaut sie von ihrem Hof direkt auf das Wasserhaus: ein riesiges Regenwasser-Auffangbecken, auch Impluvium genannt. Mit über 3,5 Tausend Kubikmeter Volumen reicht das Wasser, das während der Regenzeig über ein großes Dach aufgefangen wird, für ein ganzes Jahr. Jeder Haushalt in Etama hat Anrecht auf täglich acht Eimer Wasser, jeder weitere Eimer kostet einen kleinen Betrag, der in die Dorfkasse zur Instandhaltung des Impluviums gezahlt wird.
"Wichtig ist die gemeinsame Säuberungsaktion einmal im Jahr", so Angelique Djiconne, "dann hilft das ganze Dorf mit und lernt dabei die Wartung des Wassertanks kennen." Auf diese Weise fühlt sich das Dorf zuständig für das Regenhaus und weiß, wie man Verschmutzung vermeidet.
Januar 2020