„Keine Mahlzeit mehr ohne Gemüse“
Naquia in ihrem Gemüsegarten - dank eines Workshops und verbessertem Saatgut wird die Ernte ertragreich.Foto: Arifa Armaghan
Naqia H. ist Hausfrau. Sie lebt im Dorf Yakawlang in einer sehr abgelegenen Bergregion des Zentralen Hochlandes von Afghanistan. Ihre Familie lebt von der Landwirtschaft, gemeinsam mit ihren fünf Söhnen und ihrem Ehemann Qurban hält sie zudem Vieh. Sie sind Bauern. Die Ernte fällt immer knapp aus, denn es gibt zu wenig Wasser für die Kulturen und die traditionelle Anbauweise gestaltet sich sehr arbeitsintensiv.
Keiner der Familienmitglieder geht einer bezahlten Arbeit nach, weil es in der Region kaum Jobs gibt. Somit fehlt der Familie Geld, Naqia 21-jähriger Sohn musste nun seine höhere Schule abbrechen: die Ausbildung ist zu teuer. Um ein wenig zum Einkommen der Familie beizutragen, ist er stattdessen zur Polizei gegangen.
Nqias Mann Qurban erläutert: „Wir haben hier genug Land, und wir verfügen über ausreichend Arbeitskraft. Das Problem ist, dass es kein Wasser gibt, und auch keinen Zugang zu neuen moderneren Anbautechniken, um die harte Feldarbeit ein bisschen zu erleichtern. Wir verbringen sehr viel Zeit mit dem Pflügen der Felder und dem Pflanzen der Setzlinge. Der Ertrag und die Ernten sind hingegen gering.“
Angebaut werden Zwiebeln, Rettich und Lauch, ab und an kann die Familie auf dem Markt Gemüse hinzukaufen. Zur arbeitsintensiven traditionellen Feldarbeit und dem wenig leistungsfähigen Saatgut kommen das kalte Klima sowie zunehmend extreme Wetterlagen hinzu, die sich negativ verstärken und für die mageren Ernten verantwortlich sind. Vor sechs Monaten begann der Catholic Relief Service (CRS), Projektpartner von Caritas international in Afghanistan, in dem Dorf Yakawlang ein Projekte im Bereich Landwirtschaft und stellte neue Methoden vor.
„Früher sind unsere Gemüsekulturen oft verdorrt“
Inzwischen haben die Dorfbewohner/innen in Workshops mehr theoretisches und praktisches Wissen über den Gemüseanbau erlangt und an die klimatischen Bedingungen angemessene Anbautechniken erlernt. Naquia ist darüber sehr glücklich: „Früher sind unsere Gemüsekulturen oft verdorrt. Mit der neuen Art der Bewässerung haben wir gute Ergebnisse erzielt. CRS hat neue Saatgutsorten verteilt und uns Frauen darin geschult, wie wir die Beete für die Auspflanzung vorbereiten und später auch bewässern können. Das funktioniert prima, inzwischen können wir uns gar nicht mehr vorstellen, eine Mahlzeit ohne Gemüse zuzubereiten. Zuvor gab es meist keinerlei Gemüse zum Reis.“
Auch Obstbäume sowie andere Nutzhölzer wurden von den Projektmitarbeitenden an die Bauern des Dorfes verteilt. Früher haben die Menschen in Yakawlang keine Bäume gepflanzt. „Wir dachten, die würden hier wegen der Kälte gar nicht wachsen“, erklärt Naqia H., die sich schon auf die Obsternte freut und hofft, dass die sonst karge Umgebung mit den gepflanzten Bäumen bald zu einer grüneren Gegend wird.
Juli 2017