Partnerprinzip dient auch der Sicherheit
Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Caritas- und ihren Partnerorganisationen wurden in mehreren Ländern Opfer von Gewalt. Allein in Afghanistan kamen in den vergangenen Jahren zehn Projektmitarbeiter ums Leben. Im Irak gab es im letzten Jahr zahlreiche Anschläge auf Kirchen und kirchliche Einrichtungen. In Sri Lanka wurden 2009 bei Angriffen ein Caritas-Mitarbeiter getötet und zwei schwer verletzt. Auch in Somalia kamen seit 2008 drei Mitarbeiter unserer Partner ums Leben.
Die häufigsten Angriffe auf humanitäre Helfer gab es zwischen 2005 und 2010 in Afghanistan, Sudan, Somalia, Sri Lanka, Pakistan, DR Kongo, Irak. Caritas international ist in all diesen Ländern aktiv. In den meisten dieser Länder herrscht Bürgerkrieg oder es finden bewaffnete Auseinandersetzungen statt. Zudem sind teilweise internationale Truppen vor Ort.
Die Ursachen für die Angriffe sind sehr unterschiedlich. Manchen Taliban-Kämpfern in Afghanistan gelten westliche Ausländer grundsätzlich als Feinde, egal ob es sich um Militärs oder um humanitäre Helfer handelt. In Somalia gibt es eine besonders gefährliche und nur schwer einzuschätzende Mischung: Islamisten, aber auch Soldaten der regulären Armee, die Hilfe nicht in die betroffenen Gebiete vorlassen und Helferinnen und Helfer bedrohen; aber auch kriminelle Gruppen, die Hilfstransporte ausrauben.
Die Sicherheit verbessern
Was also tun, um die Sicherheit der Hilfe zu verbessern? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Caritas international werden in speziellen Sicherheitstrainings dazu ausgebildet, in gefährlichen Situationen richtig zu reagieren. Die Auslandsfachkräfte tun dies beispielsweise in der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Genauso wichtig wie solche Trainings ist es, im jeweiligen Land deutlich zu machen, dass es sich bei der Arbeit der Caritas um neutrale und zivile Hilfseinsätze handelt, dass sie allen Betroffenen gleichermaßen dient und dass Caritas und ihre Partner aus rein humanitären Gründen helfen. Wann immer aber humanitäre Hilfe in die Nähe des Militärs gerückt wird, erhöht sich die Gefahr, als Teil einer Konfliktpartei angesehen zu werden. Caritas international hält sich daher wenn möglich fern vom Militär, egal ob dies in Afghanistan, im Irak oder in Somalia ist.
Das Partnerprinzip trägt sowohl zur Nachhaltigkeit der Hilfe als auch zur Sicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei. Lokale Partner mit ihrer eigenen Organisationsstruktur kennen sich vor Ort aus und wissen daher, wo die Hilfe am dringendsten benötigt wird - und sie wissen, wo es Gefahren gibt. Sie sind oftmals besser informiert über regionale Konflikte und über die Orte, an denen sie ausgetragen werden. Und sie wissen sich in der Regel auch besser mit den Konfliktparteien zu verständigen als ausländische Fachkräfte, die bisweilen als Eindringlinge betrachtet werden. Caritas international verfolgt daher das Partnerprinzip seit vielen Jahren. In Ländern wie Pakistan, Afghanistan oder Somalia ist Hilfe nur so möglich. [Siehe auch: Grundsätzen der Arbeit ] Um weltweit auf die teils prekäre Lage von humanitären Hilfskräften aufmerksam zu machen und ihr Engagement zu würdigen, ist der 19. August zum zentralen Gedenktag für humanitäre Helfer etabliert worden. Die UN-Generalversammlung wählte den 19. August in Gedenken an 22 humanitäre Helfer, die 2003 bei einem Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad ums Leben gekommen sind.
Maßnahmen von Caritas international
- Schulungen und Vorbereitung der Mitarbeiter: Caritas international bereitet die Auslandsfachkräfte speziell auch in Sicherheitsfragen aus. Distanz zum Militär. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden angehalten, Distanz zu allen Konfliktparteien zu halten, um nicht als Teil des Konflikts wahrgenommen zu werden.
- Beachtung lokaler Begebenheiten: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen keine unnötigen Risiken ein. Zu beachten sind Warnhinweise der entsprechenden nationalen (Regierungs-) Stellen, der Vereinten Nationen oder des Auswärtigen Amts. Reisewarnungen u.a. werden auch von internationalen Helferinnen und Helfern wahrgenommen.
- Abstimmung mit lokalen und internationalen Partnern über Gefahrenpotentiale. Mitarbeitende anderer internationaler Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen oder lokale Partner können wichtige Hinweise zur Gefahrenlage geben. Hierzu findet ein regelmäßiger Austausch statt.