Der Bericht zeigt auf, welchen Beitrag die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten zur Beendigung des weltweiten Hungers leisten sollten. Die EU hat es in der Hand, eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Hunger zu spielen.
840 Millionen Menschen leiden an Hunger, alle 10 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Die Beendigung dieses Dramas ist nur möglich, wenn alle - Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft - zusammenarbeiten.
Caritas Entwicklungspolitik-Expertin Helene Unterguggenberger appelliert bei der Präsentation im Europaparlament in Straßburg für die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Beendigung des Hungers: "Nachhaltige kleinbäuerliche Landwirtschaft ist der Schlüssel zur langfristigen Ernährungssicherung. Mittel der EU-Entwicklungshilfe müssen verstärkt für diesen Bereich verwendet werden."
"Vor allem muss das EU-Prinzip der Politikkohärenz endlich umgesetzt werden. Die Agrar- und Energiepolitik sowie das Geschehen auf den europäischen Finanzmärkten dürfen keine negativen Auswirkungen auf die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt haben", so Unterguggenberger. "Des Weiteren müssen auch europäische Privatinvestitionen in die Landwirtschaft der Länder des globalen Südens mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Die Europäische Union setzt zurzeit stark auf Wirtschaft und Entwicklung. Allfällige Investitionen müssen sehr verantwortungsvoll durchgeführt werden und das Ziel haben, lokale Wirtschaft zu fördern, von der die ärmsten Menschen profitieren können."
Der dringende Aufruf an die EU zu energischem Handeln für die Beendigung des Hungers in der Welt kommt zu einem Zeitpunkt, wo in der EU sehr viel passiert: Im Mai finden die Wahlen zum EU-Parlament statt, im Herbst wird die EU-Kommission neu aufgestellt. Unterstützung für den Bericht kommt von den EU-ParlamentarierInnen Patrizia Toia und Charles Goerens, Mitglieder des EU-Ausschusses für Entwicklung.
Die wichtigsten Empfehlungen aus dem Bericht "Food for all - The EU’s role to end hunger by 2025":
- Förderung der nachhaltigen kleinbäuerlichen Landwirtschaft: Die Europäische Union gibt derzeit viel zu wenig für die Förderung nachhaltiger kleinbäuerlicher Landwirtschaft in den ärmsten Ländern der Welt aus, der Anteil an der gesamten Entwicklungshilfe liegt gerade einmal bei 5%. Mittlerweile wissen alle, dass die Förderung der kleinen Bauern der Schlüssel in der Hungerbekämpfung ist. Für agroindustrielle Programme, die die Abhängigkeit der kleinen Bauern erhöhen und zur Bodendegradation beitragen, sollten keine Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.
- Politikkohärenz: EU- Agrarpolitik, Finanzpolitik, Klimapolitik und Energiepolitik dürfen keine negativen Auswirkungen auf die Menschen in den Entwicklungsländern haben. Die Gestaltung der Politik und der Wirtschaft Europas hat auch Auswirkungen auf andere Regionen der Welt. Die Europäische Union muss das im Lissaboner Vertrag festgelegte Prinzip der Politikkohärenz in die Tat umsetzen und genau darauf achten, dass Entscheidungen zu verschiedenen Politikbereichen keine negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung der sogenannten Entwicklungsländer haben. So muss exzessive Spekulation auf europäischen Finanzmärkten, die Getreidepreise negativ beeinflussen kann, eingedämmt werden, die Agrotreibstoffpolitik, v.a. der großflächige Anbau von Agrotreibstoffen der ersten Generation, überdacht werden und die Auswirkungen der Gemeinsamen Agrarpolitik auf die Märkte in den ärmsten Regionen der Welt genauestens überprüft werden.
- Unterstützung der Partnerländer bei Maßnahmen gegen Landgrabbing: Landgrabbing führt zu Vertreibung von kleinen Bauern von ihrem Land. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollten ihre Partnerländer in Afrika und Asien bei der Umsetzung der Freiwilligen UN-Richtlinien zu Landbesitz finanziell und mit Expertise unterstützen.
- Regulierung europäischer Privatinvestitionen in die Landwirtschaft Afrikas: Die Europäische Union muss europäische privatwirtschaftliche Investitionen in die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern strikt regeln und überwachen. Sie sollte sich beispielhaft bei den laufenden Verhandlungen über die Grundsätze der UNO ("rai") zur verantwortungsbewussten Investition in die Landwirtschaft einsetzen.
- Definition eines UN-Ziels zur Beendigung des Hungers als oberste Priorität: Gerade laufen die Verhandlungen für neue Entwicklungsziele. Das Millenniumsziel zur Halbierung des weltweiten Hunger sollte bis 2015 erreicht werden. Die Europäische Union hat eine sehr wichtige Stimme, sie muss sich für ein Ziel zur Beendigung des Hungers bis 2025 einsetzen und auf allen Ebenen selbst dazu beitragen.