Die Worte, die Papst Franziskus vor den Vereinten Nationen an uns richtete, laden uns alle ein, unser Weltbild zu verändern. So wie Präsident Barack Obama anlässlich des Besuches des Heiligen Vaters sagte: "Sie rütteln unser schlafendes Gewissen auf."
Der Papst sprach viele Dinge an, die Caritas-Organisationen auf der ganzen Welt bewegen: Krieg, Menschenhandel, Klimawandel, Bildung, Prostitution, Ungerechtigkeit, Menschenrechte.
Da er zu 150 Spitzenpolitikern aus allen Teilen der Welt sprach, erreichte er auch die ganze Welt - oder, besser gesagt: er erreichte die, die die Macht haben, diejenigen ungerechten Strukturen zu verändern, welche die Armen arm bleiben und die Reichen reicher werden lassen.
Seine Botschaft war klar: Die Vereinten Nationen sind notwendiger denn je. Er rief uns ins Gedächtnis, was sie Positives hinsichtlich des humanitären Völkerrechts geleistet haben und betonte ihre Konfliktlösungen und ihre Friedensarbeit, als er sagte: "Alle diese Ergebnisse sind Lichter, die sich gegen das Dunkel der Unordnung abheben, die durch die Formen unkontrollierten Ehrgeizes und durch kollektiven Egoismus verursacht wird."
Allerdings kritisierte der Papst auch jene Mitgliedstaaten, die sich nur nehmen, was sie brauchen, aber ihren Anteil nicht leisten, um die Zukunft der Menschheit zu verbessern und den Fokus auf notwendiges Handeln anstatt auf bloße Erklärungen setzen.
Papst Franziskus sprach einmal mehr von der "Kultur des Wegwerfens". Damit meinte er nicht nur unseren Abfall, sondern die Art, wie Menschen aus der Gesellschaft gedrängt und ausgeschlossen werden, wenn sie nicht als nützlich gelten.
Es zählt zum Kern der Mission von Caritas, den Wert und die Würde aller Mitglieder der Gesellschaft sicherzustellen. Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, die "Kultur des Wegwerfens" in all ihren Manifestationen zu verändern.
Papst Franziskus fordert uns auch einmal mehr heraus, gemeinsam Verantwortung für die Konsequenzen zu übernehmen. Und er fordert uns auf, gegen ein Wirtschafts- und Entwicklungsmodell anzugehen, das den Menschen überflüssig macht. Und noch eindringlicher, durch seine wiederholten Mahnungen, die Kultur des Wegwerfens zu beenden, lädt er uns dazu ein, etwas ganz Neues aufzubauen.
Die Caritas hört auf all diese Mahnungen des Papstes. In diesem Jahr lautet das Kampagnen-Thema von Caritas Internationalis "Eine Menschen-Familie - Sorge für die Schöpfung". So viele Menschen leiden in der Welt, weil sich innerhalb der globalen Familie noch zu wenige zusammentun, um etwas für die Opfer von Kriegen und gegen Ausbeutung und Umweltzerstörung zu tun.
Mit seiner Enzyklika "Laudato Si" erinnert uns der Papst daran, dass wir uns als eine Menschheit eine gemeinsame Welt teilen. Wir leben nicht in einem Vakuum, in dem wir nur an unser eigenes Wohl und an das der uns am Nächsten Stehenden denken können. Es ist so, wie es der Papst vor dem US-Kongress ausdrückte: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so sollt auch ihr ihnen tun." (Mt. 7,12)
Das "Heilige in der geschaffenen Natur" erkennend, sagte der Papst, brauchen wir Weisheit und Offenheit, um transzendent zu erkennen, dass "die wahre Bedeutung des Lebens, des individuellen wie des in der Gemeinschaft, im selbstlosen Dienst am Anderen und im weisen und respektvollen Gebrauch der Schöpfung zum Gemeinwohl gefunden werden kann."
Der Papst hat uns, bei seiner Rede vor den Vereinten Nationen wie auch bei anderen Anlässen, geistige Nahrung zur Stärkung unserer Mission gegeben. Durch gelebte Caritas werden die Samen seiner Worte von den Wurzeln an nach oben wachsen, um unsere Welt zu verändern.
Oktober 2015