Ein Jahr nach Hurrikan Mitch noch keine Entwarnung

Berlin, 26.10.99. Caritas international hat den Regierungen der von Hurrikan Mitch genau vor einem Jahr verwüsteten Länder Mittelamerikas schwere Versäumnisse beim Wiederaufbau vorgeworfen. Der Caritas-Projektkoordinator für Mittelamerika, Hajo Spoerhase, kritisierte in Berlin, daß zwar mit internationaler Hilfe zahlreiche Straßen und Brücken wiedererrichtet würden, die arme Bevölkerungsmehrheit jedoch beim Aufbau ihrer Wohnhäuser nahezu keine Unterstützung erhalte. Das Versagen der Regierungen zeige auf sozialem Gebiet bereits dramatische Folgen, so Spoerhase. So sei die Kindersterblichkeit seit der Hurrikankatastrophe ebenso angestiegen wie die Zahl der Epidemien von Cholera und Malaria. Die jüngsten Überschwemmungschäden zeigten, wie notwendig Katastrophenprävention sei.
Hilfe für die Hurrikanopfer vor allem beim Wohnungsaufbau kommt hauptsächlich von Nichtregierungsorganisationen. Spoerhase kritisierte in diesem Zusammenhang aber das Vorgehen einiger Hilfsorganisationen. So ließen in Honduras übermäßige Nahrungsmittelhilfen den Markt für Mais zusammenbrechen. In Nicaragua seien pro Hurrikanopfer 10,8 Kilo Altkleider geliefert worden, für die größtenteils keine Verwendung bestehe. Der in Mittelamerika tätige Caritas-Mitarbeiter plädierte dafür, auch nach Naturkatastrophen die Möglichkeiten des Lokalkaufes zu nutzen und nicht aus Gründen der Medienwirksamkeit unbrauchbare Hilfsgüter zu transportieren.
Caritas international stellte in Berlin die Bilanz ihrer bisherigen Wiederaufbauhilfen in Mittelamerika vor. Danach wurden bislang 10,1 Millionen Mark im Rahmen eines durch das weltweite Caritasnetzwerk koordinierten Rehabilitationsprogramms ausgegeben. Insgesamt konnte die Caritas in Honduras, Nicaragua, El Salavador und Guatemala 2.200 Häuser sowie 1.800 Latrinen wiederaufbauen. Rund 5.000 Familien nehmen an Projekten für Kleinbauern teil. Durch die Ausbildung von Gemeindeleitern werden zudem dauerhafte Entwicklungsprozesse eingeleitet. Das Wiederaufbauprogramm der Caritas ist auf mindestens drei Jahre angelegt.
Herr Spoerhase steht unter der Telefon-Nummer 0761 200-606 für Interviews zur Verfügung.