Sierra Leone: Erstes Auffanglager für Verstümmelte - Ein Mitarbeiter der Caritas international war vor Ort

Freiburg, 7.10.99: Etwa 2 000 Personen, 450 Verstümmelte mit ihren Familien, werden im ersten Auffanglager dieser Art in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, verpflegt und medizinisch betreut. "Während des 8-jährigen Bürgerkriegs haben Milizen tausenden Männern, aber auch Frauen und Kindern, Gliedmaßen abgehackt, um so Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung zu verbreiten", berichtet Dr. Eugen Bleyler, Länderreferent der Caritas international nach einem Besuch vor Ort. "Die Verstümmelten benötigen Arm- und Beinprothesen sowie gezielte Berufsbildungsprogramme, damit sie später in ihre Heimatorte zurückkehren und ein weitgehend selbständiges Leben führen können".
Nach Unterzeichnung des Friedensvertrages vom 7. Juli 1999 fanden vielerorts, so in Kerema, im Osten des Landes, Verbrüderungsfeiern zwischen den Kriegsparteien statt. Die allmähliche Stabilisierung der politischen Lage ermöglicht eine Bestandsaufnahme der Kriegsschäden: Viele Orte, so die Städte Waterloo und Masiaka, sind zu 80 Prozent zerstört. Die Menschen leben in den Ruinen ihrer Häuser.
Caritas international unterstützt in Sierra Leone bisher vor allem Projekte für die soziale Reintegration der etwa vier- bis sechstausend "Kindersoldaten" und der für andere Kriegsdienste missbrauchten Kinder und Jugendlichen. Hierfür ebenso wie für die Betreuung und Ausbildung von Straßenkindern und "unbegleiteten" Kindern und Jugendlichen, die in den Kriegswirren von ihren Familien getrennt wurden, hat die Hilfsorganisation seit Anfang des Jahres 360.000 DM bereitgestellt. Weitere Programme der Nothilfe für die notleidende Bevölkerung in Sierra Leone sind in Vorbereitung.