Ihr Beitrag, um die Geflüchteten vor der Kälte zu schützen:
Dieser Ort, an dem jegliche Menschenwürde auf der Strecke bleibt, heißt „Moria“ und liegt auf der griechischen Insel Lesbos. Fast zwei Drittel aller Bootsflüchtlinge im Mittelmeer stranden in Griechenland. Allein im September dieses Jahres waren es knapp 11.000, so viel wie seit 2016 nicht mehr. Die meisten landen auf der Insel Lesbos und kommen an dem Erstaufnahmelager Moria nicht vorbei, wenn sie einen Asylantrag stellen wollen. Doch das Lager, das für maximal 2.500 Personen konzipiert wurde, beherbergt aktuell mehr als 15.000 Menschen. Rund ein Drittel sind Kinder. Die meisten Ankommenden finden nur noch Platz in den angrenzenden Olivenhainen – in Zelten, oft über viele Monate hinweg, da die Bearbeitung der Anträge lange dauert.
Weil die Kapazität in Moria längst überschritten ist, müssen die Menschen auf die angrenzende Olivenhaine ausweichen.Foto: Caritas Griechenland
Katastrophale Lebensbedingungen in den Camps
Zohra Amyridar kennt die Zustände in Moria leider nur zu gut. „Es war kalt, es hat geregnet und wir hatten nur selten Strom. Irgendwann ist unser Zelt unter dem Regen zusammengebrochen. Wir waren ständig am Zittern“, erinnert sich die 32-jährige Mutter. Nicht einmal sicher fühlen könne man sich in Moria, viele Menschen seien nervlich am Ende, gereizt oder gar aggressiv. „Vor allem nachts kam es oft zu brutalen Streitereien. Einmal wurde unser Zelt aufgeschlitzt. Wir haben kaum noch ein Auge zugetan in Sorge um die Kinder“.
Zohra mit ihrem Mann in Lesbos: "Ich liebe das Meer, aber es wird mich immer an unsere Flucht erinnern."Foto: Caritas Griechenland
Dabei war Zohra Amyridars Familie doch genau aus solchen Gründen aus Afghanistan geflüchtet. „Immer wieder gab es dort Anschläge auf Märkten, in Schulen oder Supermärkten. Wenn ich einkaufen ging, war ich nicht sicher, ob ich zurückkehre, ob ich meine Kinder noch versorgen kann.“ Mehrfach wurde ihr Haus durch Bombenangriffe zerstört. Zhora Amyrida verlor mehrere Familienangehörige. Auch die Flucht war die reinste Tortur. Zu Fuß ging es durch unwegsames Gelände und im Schnee über Berge, bis sie die Türkei erreichten. Erst beim dritten Versuch gelang die lebensgefährliche Überfahrt mit einem Boot nach Lesbos.
Im Winter spitzt sich die Lage zu
In der kalten Jahreszeit kann sich die Luft auch in Griechenland bis nahe Null Grad abkühlen. „Wenn die Temperaturen fielen, mussten wir manchmal in mehrere Decken eingehüllt schlafen. Auch duschen konnte man oft nur mit kaltem Wasser“, erinnert sich der Iraner Massoud an den vergangenen Winter. Er musste sein Heimatland wegen politischer Verfolgung verlassen.
Um die Menschen in den kommenden Wintermonaten vor dem Erfrieren zu schützen, ruft die Caritas dringend zu Spenden auf. Gemeinsam mit Ihrer Hilfe möchten wir mindestens 6.000 Personen mit wärmenden Decken ausstatten, damit sie der eisigen Kälte nicht schutzlos ausgeliefert sind.
Schutz und Privatsphäre gibt es für die Flüchtlinge in Chios praktisch nicht.Foto: Caritas Griechenland
Auch in Chios, einer weiteren Insel, auf der die Regierung ein so genanntes „Registrierungs- und Identifizierungszentrum“ eingerichtet hat, ist die Situation menschenunwürdig. Das Zentrum ist mit knapp 5.500 Menschen ebenfalls mehr als fünffach überbelegt. Ein 25-jähriger Syrer beschreibt die Lage so:„Es ist schlammig und vermüllt, überall rennen Mäuse herum. Wir sind um Sauberkeit bemüht, doch es ist uns praktisch unmöglich. Die Lage war schon vorher schlecht, aber es wird immer unerträglicher.“ Seine Frau haben die Umstände buchstäblich krank gemacht, sie schafft es kaum noch auf die Toilette oder in die Dusche. Die Sozialarbeiter der Caritas organisieren in dem Lager Krankentransporte und vermitteln Arzttermine für besonders schwere Fälle.
Wärme – auch für die Seele
Es sind nicht nur die körperlichen Erkrankungen, die den Menschen hier zu schaffen machen. Viele leiden aufgrund der Erlebnisse in ihren Herkunftsländern oder während ihrer Flucht unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Psychologin Katia Polychroni arbeitet in dem von Caritas unterstützen Camp Kara Tepe, das man als Gegenentwurf zu Moria bezeichnen könnte. In dem freundlich gestalteten Flüchtlingsdorf leben etwa 1.300 Asylsuchende aus Moria, die von der Camp-Verwaltung als besonders schutzbedürftig eingestuft wurden. „Wir bekommen hier die ganze Bandbreite psychischer Leiden zu sehen“, erklärt die Psychologin, die zusammen mit Übersetzern fast täglich Therapiegespräche mit den Menschen führt.
Würde und Hoffnung in Kara Tepe
Stavros Mirogiannis: "In Kara Tepe sind wir alle gleich. Wir sind alle Menschen unter Gottes großem Dach". Foto: Bente Stachowske, Caritas international
Auch Zohra Amyridar lebt mit ihrer Familie inzwischen in Kara Tepe. „Hier haben wir einen Raum, in dem wir aufrecht stehen können. Meine Kinder haben ein Bett und sie können die Schule besuchen, ja sogar ein Musikinstrument lernen.“ Sie selbst lernt Griechisch und belegt Handarbeitskurse. „Es ist wichtig, sich nützlich zu fühlen“, lautet die Philosophie von Stavros Mirogiannis, dem Leiter des Camps. Deshalb wird die Infrastruktur des Camps auch von den Geflüchteten selbst aufrechterhalten. Sie betreiben beispielsweise eine Teeküche, einen Friseursalon und eine Kleiderkammer. Zohra Amyridar wünscht sich vor allem eines: „Eine gute Zukunft für meine Kinder, in Frieden und Sicherheit!“
Weihnachten - gelebte Nächstenliebe
An Weihnachten will das Team der Caritas Griechenland eine gemeinsame Feier für die Bewohner von Kara Tepe auf die Beine stellen, mit traditioneller Musik und Tanz, mit Spielen, Leckereien und kleinen Geschenken. Auch hierfür dürfen Sie gerne einen Beitrag leisten.
Weihnachtsfeier 2018 in Kara Tepe.Foto: Caritas Griechenland