Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international |
Bosnien-Herzegowina: Schleichende Hungersnot im Schatten der Kosovo-Krise |
Caritas international: Zahl der Rückkehrwilligen steigt |
Freiburg, 28. Oktober 1999: Im Schatten der Kosovo-Krise spitzt sich die humanitäre Lage in Bosnien-Herzegowina dramatisch zu. Darauf verwies Ludwig Grunwald, Balkanexperte und seit vier Jahren Vertreter der Caritas international in Sarajevo, anlässlich des Deutschlandbesuches des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic. Grunwald kritisierte die Pläne der Bundesregierung, das Büro des Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlingsrückkehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina, Sarajevo, Ende des Jahres zu schließen. Damit werde zum jetzigen Zeitpunkt ein falsches Zeichen gesetzt. Grunwald wies darauf hin, dass seit geraumer Zeit eine wachsende Zahl an Flüchtlingen aus Kroatien in die serbischen Verwaltungsgebiete und insbesondere in die Region von Banja Luka zurückkehrten. Für sie habe das durch den Kosovo-Krieg geschwächte Milosevic-Regime in Belgrad offenbar an Bedrohung verloren. Dadurch verschärfe sich gleichzeitig die Lage der rund 700.000 Vertriebenen in Bosnien-Herzegowina, die noch immer in mehr als 100 Lagern und provisorischen Unterkünften über das ganze Land verstreut lebten. Grunwald berichtete, dass sich die wenigen ausländischen Investoren nach und nach aus Bosnien-Herzegowina zurückgezogen hätten. Mehr als drei Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges läge die Arbeitslosenquote bei über 65 Prozent. Zudem hätten die internationalen Hilfsorganisationen den Großteil ihrer Mitarbeiter in den Kosovo abgezogen. Eine schleichende Hungersnot mache sich breit. "Die internationale Staatengemeinschaft darf Bosnien-Herzegowina nicht vergessen," forderte Ludwig Grunwald und rief die Bundesregierung auf, ihre Bosnien-Politik zu überdenken sowie neue Anstrengungen für den Wiederaufbau des Landes zu unternehmen. Caritas international hat die zurückkehrenden Flüchtlinge und den Wiederaufbau in Bosnien-Herzegowina im vergangenen Jahr mit rund vier Millionen D-Mark unterstützt. |