Informationen zu Missbrauchsvorwürfen bei Partnerorganisation in der Zentralafrikanischen Republik
Freiburg, den 19.11.2019 - Mit Bestürzung hat der Deutsche Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international auf Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von zwei Minderjährigen gegen einen belgischen Salesianer-Pater reagiert. Der Beschuldigte war bis Juni 2019 als Direktor der Caritas in der Zentralafrikanischen Republik tätig. Er wurde kurze Zeit nach Aufkommen der Vorwürfe aus seinem Amt entlassen. Gegen ihn wird strafrechtlich ermittelt. Im Zusammenhang mit den jüngsten Vorwürfen wurde bekannt, dass der Beschuldigte bereits im Jahr 2012 von der belgischen Justiz wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt wurde.
Richtlinien zur Missbrauchsprävention werden verschärft
Als Reaktion auf die Vorfälle hat das Generalsekretariat des weltweiten Caritas-Dachverbandes eine externe Untersuchung über Art und Umfang der Anschuldigungen durchgeführt. Darüber hinaus wurde ein zweites unabhängiges Gutachten in Auftrag gegeben, mit welchem unter anderem der Umgang des weltweiten Caritas-Dachverbandes und der Caritas in der Zentralafrikanischen Republik mit der Angelegenheit untersucht werden soll.
Erste Erkenntnisse hieraus haben bereits Eingang in ein Projekt zur Stärkung der Richtlinien zur Missbrauchsprävention innerhalb der weltweiten Caritas-Konföderation gefunden. Ziel dieses Vorhabens ist es unter anderem, die Rekrutierungsrichtlinien der Mitgliedsorganisationen zu überprüfen und wenn notwendig zu verschärfen, die bestehenden Meldemechanismen in Bezug zu sexuellem Missbrauch auszubauen und die Schulungen zur Sensibilisierung von Mitarbeitenden auszuweiten.
Familie eines mutmaßlichen Opfers erhält Unterstützung
Parallel hierzu hat die Caritas in der Zentralafrikanischen Republik bereits eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Strukturen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch zu stärken. Es gelang ihr, die Familie eines der mutmaßlichen Opfer des Salesianer-Paters zu kontaktieren und sie mit Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Weiterhin wurden in Kooperation mit den Vereinten Nationen mehrere Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden zum Thema Missbrauchsprävention durchgeführt. Darüber hinaus hat die Caritas Zentralafrikanische Republik ihre eigenen Richtlinien zum Schutz der Begünstigten gegen sexuellen Missbrauch verschärft. So wurde unter anderem ein neuer Verhaltens-Kodex für Mitarbeitende entwickelt. Ebenso wie innerhalb der gesamten Caritas-Konföderation laufen die Vorbereitungen für die Einführung neuer Standards bei der Mitarbeiterrekrutierung und für den Ausbau der bereits bestehenden Meldemechanismen in Bezug auf den Verdacht von sexuellem Missbrauch und Korruption.
Der Deutsche Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international ist Teil der weltweiten Caritas-Konföderation, bestehend aus mehr als 165 nationalen Caritas-Organisationen. Sitz des Generalsekretariats des weltweiten Dachverbandes der Caritas ist Rom. Auch die Caritas Zentralafrikanische Republik ist als rechtlich eigenständige Organisation Teil dieses Dachverbandes. Neben dem Deutschen Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international (mehr zum Projekt) unterstützen auch andere Partnerorganisationen innerhalb und außerhalb des weltweiten Caritas-Netzwerks die Caritas Zentralafrikanische Republik.
Die Missbrauchsvorwürfe beziehen sich nicht auf das vom Deutschen Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international geförderte Projekt, eine mobile Klinik im Süden des Landes. Die Unterstützung dieses Projektes wird zunächst fortgesetzt, da es keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten der dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt und es geboten erscheint, auf die außergewöhnliche humanitäre Notlage in der Zentralafrikanischen Republik zu reagieren - einem der ärmsten Länder der Welt, das sich darüber hinaus in einem blutigen Konflikt befindet.
Vorwürfe sind schockierend
Der Deutsche Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international ist schockiert über die Vorwürfe und die Tatsache, dass die damals vorhandenen Strukturen innerhalb der weltweiten Caritas-Konföderation es nicht verhindert haben, dass der betreffende Pater trotz seiner Vorstrafe einer Arbeit bei einem ihrer Verbände nachgehen konnte.
Der Deutsche Caritasverband beteiligt sich derzeit aktiv an dem Prozess, die Standards bei der Prävention von Missbrauch innerhalb der weltweiten Caritas-Konföderation zu verbessern und steht dabei in engem Austausch mit dem Generalsekretariat der internationalen Caritas-Dachorganisation in Rom. Es muss alles Menschenmögliche dafür getan werden, dass sich derartige Vorgänge in Zukunft nicht mehr ereignen können.
Schutz für Whistleblower
Der Deutsche Caritasverband hat mit seinen Leitlinien zur Prävention gegen sexuellen Missbrauch bereits vor Jahren einen umfassenden Verhaltenskatalog erarbeitet, in dem unter anderem die Einstellungsvoraussetzungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende, die in direktem Kontakt mit Minderjährigen stehen, geregelt werden. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Darüber hinaus engagiert sich der Deutsche Caritasverbandgenerell mit zahlreichen Maßnahmen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch sowie auch gegen Korruption. So gibt es die Stelle einer unabhängigen Ombudsperson, an die sich jeder und jede wenden kann, der oder die Fehlverhalten im Zusammenhang mit Projekten des Hilfswerkes des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international, feststellt. Die Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber werden durch Leitlinien für den Umgang mit Whistleblowern geschützt. Darüber hinaus wurde bereits vor einigen Monaten eine Stelle für eine Beraterin geschaffen, die mit lokalen Partnerorganisationen weltweit in diesen Themenfeldern zusammenarbeitet.
Nachfragen zu dem Thema beantwortet das Team der Pressestelle: presse@caritas-international.de.
(überarbeitet am 08.01.2020)