Der Krieg hinterlässt Wunden
Abadi P.* lebte mit seiner Frau Mary, seinem Sohn Gabi (13 Jahre) und seinen Töchtern Caroline (9 Jahre) und Christine (2 Jahre) in Daraa - einer Stadt, etwa 100 Kilometer südlich von Damaskus gelegen. In Daraa kam es 2011 zu den ersten Protesten gegen die Regierung al-Assads. Die blutige Niederschlagung der Proteste gilt heute als der Auslöser des seit über sieben Jahren andauernden Bürgerkriegs. Als die Kämpfe in der Stadt eskalierten, wurde das Haus der Familie dem Erdboden gleichgemacht. Sie flohen nach Damaskus, wo sie nun in einer Zwei-Zimmer-Wohnung leben.
Als die Familie aus Daraa fliehen musste, verloren Mary und Abadi ihre Jobs und somit ihre Lebensgrundlage. Als Automechaniker und Teilhaber eines Geschäfts hatte der Vater ein gutes Einkommen. Doch als sie nach Damaskus kamen, war die Stadt schon voller Flüchtlinge - Arbeit gab es hingegen fast keine. So gelang es ihm nicht, Arbeit zu finden und der Kampf gegen die Armut begann.
Abadi mit Ehefrau Mary (linke) und seinen beiden Töchtern.Foto: Caritas Syrien
Vor zwei Jahren kam es dann zu jenem schicksalhaften Tag, als eine Granate direkt neben ihm zu Boden fiel. Sie explodierte, Granatsplitter gruben sich tief in sein Bein. Ein Freund brachte ihn ins Krankenhaus, dort schlossen die Ärzte notdürftig die Wunde. Er blieb noch drei weitere Tage dort, jedoch ohne von den Ärzten nochmals untersucht zu werden. Als dann die Ärzte sein Bein amputieren wollten, entschied er, in ein anderes Krankenhaus zu gehen: "Ich war mir sicher, dass mein Bein noch zu retten ist", erzählt er. Es folgten mehrere Operationen an seinem Knie, die erhebliche Kosten mit sich brachten. Die Caritas Syrien unterstützte die Familie von Anfang an und half bei der Finanzierung der Eingriffe. Da im Krieg die meisten Krankenhäuser zerstört wurden, viele Ärzte und Krankenschwester aus dem Land geflohen sind und Medikamente nur noch schwer verfügbar oder extrem teuer sind, engagiert sich die Caritas landesweit in Projekten zur medizinischen Versorgung - Ein Schwerpunkt ist es, Hilfe bei wichtigen Operationen zu leisten.
Die Caritas hilft der Familie von vorne anzufangen
Bis heute kann Abadi sein Knie zwar noch immer nicht beugen, doch zumindest hat er sein Bein noch. Zusätzlich zu der Verletzung belastete die Familie die immense Armut: Zwischendurch half ihm ein alter Freund, Zigaretten auf der Straße zu verkaufen. Doch als die Behörden darauf aufmerksam wurden, sperrten sie ihn für eine Woche ein und beschlagnahmten seine Waren. Die Gesellschaft machte es ihm schwer, sich etwas aufzubauen und sich und seiner Familie ein Einkommen zu sichern.
Den Lebensunterhalt verdient seine Frau seit dieser Zeit allein. Sie arbeitet in einer Schule mit einem Jahresgehalt, mit welchem sich nicht mal die Miete der Wohnung zahlen lässt, doch immerhin hat sie Arbeit gefunden. Die Familie verkauft hin und wieder handgemachte Sachen um zusätzlich Geld zu verdienen. Die Operationen hätten sie sich dennoch niemals leisten können - sie sind froh über die finanzielle Unterstützung. "Diese Unterstützung war so wichtig für uns - dadurch konnte ich das bisschen Geld, das wir haben, dazu nutzen, den Kindern was zu essen zu kaufen". Außerdem leistet die Caritas seelischen Beistand, denn die psychische Unterstützung von Abadi und seiner Familie ist ein wichtiger Bestandteil auf ihrem Weg, ein neues Leben zu beginnen. Auf diesem Weg wird die Caritas sie weiterhin begleiten.
Anna Sophia Kreis, März 2018
*Namen geändert