Zur politischen und humanitären Lage im Kongo
Seit über 20 Jahren folgen Konflikte und Bürgerkriege in der Demokratischen Republik (DR) Kongo aufeinander. Rund 130 bewaffnete Gruppen kämpfen in dem zweitgrößten Staat Afrikas um territoriale Machtansprüche und um die Kontrolle über natürliche Ressourcen. Wegen der aktuellen Situation sind im Jahr 2022 über fünf Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Das sind so viele wie in keinem anderen afrikanischen Land.
Das Leben im Flüchtlingscamp ist hart. Vor allem Frauen und Kinder haben kaum geschützte Räume. Foto: Isabel Corthier / Caritas Belging
Vor allem im Osten der DR Kongo sind die Kämpfe blutig. Zehntausende Menschen, darunter 43.000 Kinder, sind auf der Flucht vor der Gewalt. Laut den Vereinten Nationen haben im Sommer 2022 allein in einer Woche rund 72.000 Menschen ihre Heimat verlassen. Unter den Flüchtenden sind viele Familien mit Kindern. Für junge Mädchen und Frauen besteht die Gefahr sexueller Übergriffe. Zahlreiche Kinder werden auf der Flucht von ihren Familien getrennt und sind sich selbst überlassen. Die Not in den Aufnahmegemeinden und in den provisorischen Flüchtlingscamps ist groß. Zu dem Verlust der Heimat, und den Traumata durch Gewalt und Flucht, kommt der Hunger.
Politische Lage in der Demokratischen Republik Kongo führt zu Hungersnot
Ein Drittel der 97 Millionen Kongolesinnen und Kongolesen ist von akuter Nahrungsmittelunsicherheit betroffen. Knapp drei Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Menschen sind in ihrer Not meistens auf sich selbst gestellt. Denn trotz seines Reichtums an Bodenschätzen zählt die DR Kongo zu den ärmsten Staaten der Welt. Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen steht das Land auf Platz 175 von 189 Ländern. Wiederkehrende Epidemien wie Ebola, Covid-19 und Cholera verschlimmern die Situation zusätzlich.
Die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, UNHCR, schätzt, dass angesichts der aktuellen Situation humanitäre Hilfe in Höhe von 210 Millionen Euro nötig wäre, um das Leid im Kongo zu lindern. Doch davon sind laut UNHCR aktuell nur 16 Prozent finanziert.
Delphine ist mit ihren vier Kindern von Mushaki in ein Flüchtlingscamp nach Goma geflohen. Die Ernährungslage vieler Kinder ist bedrohlich. Foto: Taylor Kakala/Caritas Goma
Machtwechsel weckt Hoffnungen
Nach den Wahlen im Dezember 2018 fand in der DR Kongo ein Machtwechsel statt. Der immense Druck der internationalen Gemeinschaft und vor allem der Druck von zivilgesellschaftlichen Gruppen gegen eine weitere Kandidatur zwangen den langjährigen Präsidenten Joseph Kabila zum Abdanken. Neuer Präsident wurde Felix Tshisekedi. Viele erhoffen sich von dem Staatsmann politische Reformschritte - vielleicht sogar einen demokratischen Wandel.
Die Regierung unter Tshisekedi gibt an, die staatlichen Strukturen in der DR Kongo stärken und den Frieden festigen zu wollen. Auch soll die öffentliche Infrastruktur ausgebaut und die Wirtschaftsleistung gesteigert werden. Doch bisher gehen die Aufbaupläne wegen des geringen Staatshaushalts nur schleppend voran.