Eine Gefahr weniger
"Ich war zum Glück im Nachbardorf, als sie kamen"
Nathalie Ngawale lebt im Süden der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) in einer kleinen Siedlung am Ufer des Ubangi, dessen gewaltige Wasserarme die Grenze zum Kongo bilden. Viele Menschen flüchteten sich in den Kongo, als sich der Konflikt zwischen den Rebellen in seiner Hochphase befand. Als die Kämpfer in ihr Dorf kamen, töteten sie Nathalies Mann, plünderten und brandschatzten. "Viele der Dorfbewohner leben nun als Flüchtlinge im Kongo", weiß Nathalie. "Ich war zum Glück im Nachbardorf, als die Rebellen kamen. Nach dem Tod meines Mannes kam ich hier her zurück".
Einige der Flüchtlinge sind mittlerweile aus dem Kongo zurückgekehrt und versuchen, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. "Sie dachten, sie wären sicher. Doch seit sie wieder zurück sind, kommen die Rebellen von Zeit zu Zeit wieder in unser Dorf. Sie erfinden Vorwürfe, beispielsweise dass wir Waffen verstecken würden, und nehmen uns das letzte bisschen Geld ab, das wir besitzen", berichtet Nathalie.
Im Land lauern noch immer viele Gefahren
Nathalie ist Mutter von fünf Kindern, eines verstarb einige Jahre zuvor. Nach der Ermordung ihres Mannes durch Rebellengruppen hat sie wieder geheiratet, der zwei Monate alte Mado ist das erste Kind ihres neuen Mannes. Doch da ihr Mann im Kongo lebt, ist Nathalie auf die Unterstützung ihres Großvaters angewiesen.
Die große Armut des Landes ist ein großes Risiko. Denn aufgrund des Bürgerkrieges gibt es in dieser Region des Landes so gut wie nichts: keine funktionierenden Märkte, keine Geschäfte, keine Ärzte und auch keine Medizin. "Wenn früher eins meiner Kinder krank wurde, setzte auf dem Fluss in den Kongo über, um irgendwo Medikamente aufzutreiben". Ein anstrengendes wie auch gefährliches Unterfangen. Ihre Kinder wussten nicht, ob ihre Mutter wiederkommt. Dank der mobilen Caritas-Klinik ist diese Zeit zum Glück vorüber. Alle drei bis vier Wochen kommt das Caritas-Team vorbei und behandelt kostenlos Kinder sowie schwangere Frauen. Auch Schulungen zu Themen wie Gesundheit, Hygiene oder Ernährung werden angeboten.
Die mobile Caritas-Klinik nimmt ihr eine große Sorge
"Die mobile Klinik hilft mir sehr", erzählt Nathalie. Bereits zwei Mal wurde eines ihrer Kinder von den Mitarbeitenden versorgt. "Beim ersten Besuch behandelte die Caritas meine Tochter Chantal gegen Würmer, die sie durch das Flusswasser aufgenommen hatte. Jetzt leidet sie an Malaria - von der Caritas habe ich daher Malaria-Medikamente für sie erhalten". Auch ein imprägniertes Moskitonetz wurde vom Caritas-Team an sie ausgegeben.
Es ist somit zumindest eine Sorge, die der jungen Mutter genommen werden kann - die gefährlichen Reisen in den Kongo, an deren Ende sie häufig mit mehr oder weniger leeren Händen zurückkehren musste, gehören der Vergangenheit an. Was die Zukunft bringt, ist dennoch ungewiss.
Ob sie sich etwas für die Zukunft wünsche? Nathalie wirkt verblüfft, muss kurz nachdenken. Sie scheint sich diese Frage noch nie gestellt zu haben. "Falls ich mal die Mittel dazu habe, würde ich gerne einen kleinen Laden eröffnen", sagt sie. "Dann müsste ich nicht immer meinen Schwager und meinen Großvater um Unterstützung bitten".
Kim Nicolai Kerkhof war in der Zentralafrikanischen Republik, um die mobile Klinik zu begleiten. Dort hat er Nathalie Ngawale getroffen.