Nothilfe für Afghanistan
Für viele Menschen in Afghanistan ist seit der Machtübernahme der Taliban nichts mehr, wie es einmal war. Vor allem Frauen sind in allen Lebensbereichen in ihren grundlegenden Rechten eingeschränkt. Mädchen dürfen keine weiterführenden Schulen besuchen, Frauen nur streng ausgewählte Berufe aufnehmen. Auch die Mitarbeiterinnen von Hilfsorganisationen sind von dem Arbeitsverbot betroffen. Unsere Kolleginnen vor Ort dürfen nur noch im Gesundheits- und Bildungssektor arbeiten und auch hier haben sich die Auflagen verschärft. Trotzdem laufen die Projekte von Caritas international in Afghanistan weiter - unter dem Motto: "Mit Frauen und für Frauen". Das heißt, dass wir nur dann helfen, wenn Frauen auch in unsere Hilfsaktivitäten eingebunden werden und davon profitieren können. Letzteres können wir mit den vereinten Kräften unserer Projektpartner vor Ort gut gewährleisten.
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Einschränkungen der Hilfen trifft die Schwächsten
Die Einschränkungen der Hilfsaktivitäten durch die neue Führung treffen die Schwächsten der Bevölkerung am härtesten. Und das obwohl gerade jetzt ein Mehr an humanitärer Hilfe dringend nötig wäre. Seit der Machtübernahme der Taliban hat sich die Not im Land verschärft: Laut der UN sind zwei Drittel aller Afghaninnen und Afghanen inzwischen auf Überlebenshilfe angewiesen.
Neben der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes, leiden die Menschen auch unter den extremen klimatischen Verhältnissen. Seit 2008 wird Afghanistan im Schnitt alle zwei Jahre von einer schweren Dürre heimgesucht, was die zahlreichen Kleinbauern im Land hart trifft. Ihr Vieh verendet und die Ernte bricht ein. Weil der Boden durch die Trockenheit kein Wasser mehr aufnehmen kann, kommt es bei Regen oft zu Sturzfluten. Im Winter fallen die Temperaturen vor allem in den Bergregionen weit unter null Grad - viele Menschen drohen jedes Jahr zu erfrieren oder zu verhungern, weil ihre Vorratsspeicher leer sind. Hinzu kommen große Abschiebewellen aus den Nachbarländern, die die Lage in Afghanistan noch prekärer machen.
Große Abschiebewelle verschlimmert Lage in Afghanistan
Anfang Oktober 2023 hatte unter anderem die pakistanische Regierung angekündigt, dass alle Flüchtlinge ohne gültigen Aufenthaltsstatus das Land verlassen müssten. Die Abschiebungen betreffen Millionen Afghanen und Afghaninnen, die nach der Machtübernahme durch die Taliban – oder auch schon vorher – ihr Heimatland fluchtartig verlassen hatten und im benachbarten Pakistan Schutz suchten. Viele haben furchtbare Angst, nach Afghanistan zurückzukehren. Sie erwartet dort womöglich Verfolgung durch die neuen Machthaber oder ein Leben in Armut, weil sie all ihren Besitz in Pakistan zurücklassen müssen.
Caritas international wird den Vertriebenen aus Pakistan beistehen
Unsere Kolleginnen und Kollegen der afghanischen Partnerorganisationen werden versuchen, den zurückgekehrten Personen in ihrer misslichen Lage zu helfen. Sie sind weiterhin vor Ort und haben Mittel und Wege gefunden, unter dem Taliban-Regime weiterzuarbeiten und die Not der Menschen zu lindern. Gemeinsam mit unseren Partnern unterstützen wir die Rückkehrer_innen, genauso wie Menschen, die innerhalb Afghanistans auf der Flucht sind, und die vielen anderen, die in existenzieller Not leben.
Zu dem Leuchtturmprojekten, die Caritas international in Afghanistan seit Jahren ermöglicht, gehören unter anderem die medizinische Hilfe für werdende Mütter und ihre Kinder durch fachkundige Hebammen in der Hauptstadt Kabul, eine Prothesenwerkstatt in Maimana, die sich Menschen mit Behinderung annimmt, und ein Lepra-Tuberkulose-Zentrum im zentralafghanischen Hochland. Nach dem schweren Erdbeben, das im Oktober 2023 die Region Herat erschütterte, versorgten wir zusätzlich zehntausende Betroffene. Unsere Partner verteilten - mit großzügiger Unterstützung durch das deutsche Auswärtige Amt - überlebensnotwendige Hilfsgüter an die Menschen, die durch das Erdbeben in Not geraten waren. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort halfen ihnen mit Decken, Zelten und warmen Mahlzeiten. Nur so konnten sie den harten Winter überstehen.
In der Region Bamiyan fördern wir zudem mit Unterstützung des Bundesministeriums für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit ausgewählte Gemeinden in ihrer landwirtschaftlichen Entwicklung. Zum Beispiel zeigen wir Landwirten, wie sie ihre landwirtschaftlichen Methoden anpassen können, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen, verteilen landwirtschaftliche Geräte und dürreresistentes Saatgut. Auch bei diesem Projekt ist die Hilfe von mittellosen Frauen eine tragende Säule.
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Im April 2023 unterhielten sich Dr. Oliver Müller, der Leiter von Caritas international, und Muriel Schockenhoff, ehemalige Referentin für Afghanistan bei Caritas international, über die erschwerte Situation vor Ort. Schwerpunkte des Gesprächs waren die Herausforderungen, die sich durch die Einschränkungen der humanitären Hilfe ergeben haben. Müller und Schockenhoff haben Afghanistan innerhalb der letzten Jahre mehrfach besucht.